Mehr Geld für die Uni - Land will Hochschuletat aufstocken
1000 Rostocker Studenten fahren nach Schwerin und demonstrieren für mehr Geld für die Uni
5. November 2013, von Stefanie
Etwa 1000 Rostocker Studenten machten sich heute Morgen mit einem Sonderzug auf den Weg nach Schwerin. Gemeinsam mit noch einmal so vielen Kommilitonen aus Greifswald, Neubrandenburg und Wismar demonstrierten sie vor dem Landtag für eine bessere finanzielle Ausstattung der Hochschulen des Landes. Anlass war die Einladung des Finanzausschusses an Rektoren, weitere Vertreter der Hochschulen und Wirtschaftsexperten zu einer Anhörung zum Thema Hochschulfinanzierung.
„Die Hochschulen sind ein strategischer Faktor der Landesentwicklung. Sie erwirtschaften für das Bruttoinlandsprodukt weitaus mehr als sie kosten“, teilte Professor Wolfgang Schareck, Rektor der Universität Rostock und Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz am Freitag mit. Dass eine öffentliche Anhörung zu diesem Thema im Landtag möglich ist, spricht dafür, „dass die Parlamentarier den Ernst der Situation verstanden haben und im Sinne der Hochschulen und des Landes reagieren wollen.“
Die Hochschulen beklagen eine Unterfinanzierung ihrer Einrichtungen von bis zu 14 Prozent. Besonders die Personal- und Betriebskosten würden nicht mit der Entwicklung der Zuweisungen aus Schwerin mithalten. Allein bei der Universität Rostock, der mit 15.000 Studierenden und 300 Professoren größten Universität Mecklenburg-Vorpommerns, beläuft sich der finanzielle Mehrbedarf in den Jahren 2014/2015 auf insgesamt 28 Millionen Euro.
Nun will das Land den Hochschuletat weiter aufstocken. „Zu den ohnehin geplanten Erhöhungen hat die Landesregierung dem Landtag bereits eine weitere Steigerung des Hochschulkorridors in den Jahren 2014 und 2015 um 17 Mio. Euro vorgeschlagen. Damit kann bei effizienter Bewirtschaftung der Hochschulbetrieb auf gutem Niveau fortgeführt werden“, sagte Bildungs- und Wissenschaftsminister Brodkorb. Laut einer Beratungsgesellschaft soll die Hochschulfinanzierung Mecklenburg-Vorpommerns schon jetzt auf Platz drei der Flächenländer liegen. „Eine Finanzierungslücke besteht nicht, sondern kommt u.a. durch zusätzliche Ausstattungswünsche zustande“, erläuterte Brodkorb, der sich für den Einstieg des Bundes in die Grundfinanzierung der Hochschulen aussprach.

„Jeder in die Universitäten und Hochschulen investierte Euro erwirtschaftet einen drei bis vierfachen Effekt für das Land. Allein die Existenz von 15.000 Studierenden in Rostock bedeutet bei 650 Euro Budget pro Kopf und Monat (BAföG-Satz) für die regionale Wirtschaft eine Kaufkraft von 117 Millionen Euro pro Jahr. Das allein übertrifft die jährliche Haushaltszuweisung des Landes für die Universität Rostock (ohne Universitätsmedizin) bei Weitem. Und da sind die 5.000 Beschäftigten in Universität und Universitätsmedizin oder eingeworbene Drittmittel über mehr als 50 Millionen Euro jährlich noch gar nicht erfasst“, erläutert Kanzler Dr. Mathias Neukirchen. Rechne man die Effekte für die Region und das Land hinzu, die seit 1991 aus der Ausgründung von inzwischen etwa 900 Unternehmen aus der Universität Rostock resultieren, wodurch mindestens 3.000 Arbeitsplätze in der regionalen Wirtschaft geschaffen wurden, so wird schnell klar: „Die Universität ist wissenschaftlich, bildungspolitisch und wirtschaftlich ein Faktor der Landesentwicklung allererster Güte“, so Schareck.
In Rostock fielen heute alle Lehrveranstaltungen aus. An den Protesten beteiligten sich deutlich weniger als ein Zehntel der Studentenschaft. Damit war auch die vom Studentenrat auf dem Sammelplatz zum Südausgang des Rostocker Bahnhofs angesetzte Vollversammlung nicht beschlussfähig. Trotzdem holten sich die Studentenvertreter von den Anwesenden ein Stimmungsbild zur Fortführung des Semestertickets. Die meisten sprachen sich für eine Begrenzung des Gültigkeitsbereiches auf die Stadtzonen aus. Aber auch die Ausweitung auf die VVW-Zonen und das ganze Land hatte Befürworter.