Taufe der „Elisabeth Mann Borgese“

IOW weiht neues Forschungsschiff in Warnemünde ein

22. Juni 2011, von
Eine Schnur führt zwar immer noch zur Sektflasche, aber die Schlagkraft erledigt heutzutage ein Apparat
Eine Schnur führt zwar immer noch zur Sektflasche, aber die Schlagkraft erledigt heutzutage ein Apparat

Auch in früheren Zeiten war eine Schiffstaufe ein Großereignis mit vielen Menschen und einem heimlichen Hauptakteur, einer Flasche Sekt. Der oder die Taufende war vor dem großen Moment meist etwas nervös, da es schließlich mehrere Anläufe brauchen könnte, bis das Glas zerspringt. Heutzutage gibt es dafür eine mechanische Vorrichtung und Taufpatin Prof. Antje Boetius schien auch gar nicht aufgeregt zu sein, als sie ans Rednerpult trat.

Henry Tesch und Taufpatin Antje Boetius freuen sich, das Schiff nun auf Forschungsreisen zu schicken
Henry Tesch und Taufpatin Antje Boetius freuen sich, das Schiff nun auf Forschungsreisen zu schicken

In ihrer Rede zitierte sie eine Anekdote aus dem Buch „Der unsterbliche Fisch“ von Elisabeth Mann Borgese. Denn die Namensgeberin des Forschungsschiffes war keine Meeresbiologin, wie man vielleicht vermuten könnte. Die jüngste Tochter Thomas Manns war viel mehr musisch und auch schriftstellerisch begabt. Dem Thema „Meer“ widmete sie sich erst mit über 50 Jahren. Auf Malta gründete sie 1972 das „International Ocean Institute“ und arbeitete an der Seerechtskonvention der UN mit. Deshalb wird Mann Borgese, die 2002 verstarb, auch „Botschafterin der Meere“ genannt.

Die Elisabeth Mann Borgese erstrahlt in blau, weiß, rot und gelb
Die Elisabeth Mann Borgese erstrahlt in blau, weiß, rot und gelb

Die Farben der „Elisabeth Mann Borgese“ (blau, weiß, rot, gelb), die heute ausnahmsweise am Passagierkai in Warnemünde anlegen durfte, leuchteten schon von Weitem und erinnern den ein oder anderen vermutlich nicht ganz zufällig an das Rostocker Stadtwappen. Auch wenn es in neuem Glanz erstrahlt ist das Forschungsschiff des Leibniz Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) eigentlich schon 24 Jahre alt. Die „Schwedeneck“, wie das Schiff vorher hieß, gehörte der Marine und wurde im Februar 2011 vom Land Mecklenburg-Vorpommern gekauft.

An diesem Platz werden Forscher bald Meeresproben auswerten
An diesem Platz werden Forscher bald Meeresproben auswerten

Nach vier Monaten Umbau ist die „Elisabeth Mann Borgese“ nun bereit, in den Dienst der Forschung gestellt zu werden. „Die Hauptaufgabe des Schiffes ist es, die Veränderungen in der Ostsee zu beobachten und zu dokumentieren. Es soll eine Plattform für alle Disziplinen der Ostseeforschung sein“, erklärt Antje Boetius. Die Meeresbiologin und Taufpatin war schon auf über 40 seegehenden Expeditionen und wurde 2009 als einzige Frau mit dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgesellschaft ausgezeichnet.

Kapitän Uwe Scholz führte heute interessierte Besucher über "sein" neues Schiff
Kapitän Uwe Scholz führte heute interessierte Besucher über "sein" neues Schiff

Die Crew der „Elisabeth Mann Borgese“ ist es schon gewohnt, auf einem Forschungsschiff zu arbeiten. Schließlich war die Besatzung bis zum letzten Jahr auf dem Vorgänger „Professor Albrecht Penck“ angestellt. Das älteste Forschungsschiff Deutschlands wurde 1951 erbaut und könnte mit der modernen Technik der „Elisabeth Mann Borgese“ sicherlich nicht mithalten. „Die beiden Schiffe kann man eigentlich nicht vergleichen“, meint auch Kapitän Uwe Scholz. „Dieses ist viel größer und bietet den Forschern durch seine Ausstattung ganz andere Möglichkeiten.“ Die Wissenschaftler werden auf dem neuen Forschungsschiff knapp 100 qm Platz haben, um mithilfe modernster Geräte Proben zu untersuchen oder Ergebnisse auszuwerten. Und das an 230 Tagen im Jahr, in denen das Schiff durch baltische Gewässer fährt. Wie schon die „Professor Albrecht Penck“ soll es Meeresmonitoring betreiben, also marine Lebensräume erforschen oder auch die Folgen des Klimawandels herausfinden.

Bei strahlendem Sonnenschein wurde die Elisabeth Mann Borgese in Warnemünde getauft
Bei strahlendem Sonnenschein wurde die Elisabeth Mann Borgese in Warnemünde getauft

Denn vor über 35 Jahren war Elisabeth Mann Borgese bereits klar: „Das Meer ist empfindlich, bei all seiner Größe: Und wenn wir uns einbilden, unsere Kenntnisse und Erkenntnisse entsprächen dieser Größe und dieser Empfindlichkeit, so ist in Wahrheit der Abgrund unserer Unwissenheit tiefer als seine tiefsten Gräben.“

In diesem Sinne ist es wichtig, die Meeresforschung voranzutreiben. Und so wünschte heute nicht nur Antje Boetius Schiff und Crew erfolgreiche Fahrten und immer „eine Handbreit Wasser unterm Kiel“.

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