„I'm not there“ - Nichtporträts von Tim Kellner
Ausstellung des Rostocker Fotografen in der Galerie Wolkenbank eröffnet
6. Juni 2010, von Stefanie
Der Titel „I’m not there“ weckte meine Neugier. Bisher kannte ich ihn von einem Bob-Dylan-Song und dem gleichnamigen Film über sein Leben. Jetzt hat der Fotograf und Gewinner des Rostocker Kunstpreises Tim Kellner eine Ausstellung unter diesem Titel in der Galerie Wolkenbank eröffnet.
Auf der Vernissage am 4. Juni erklärte mir der Künstler aber dann, dass die Verbindung zu Bob Dylan nicht beabsichtigt sei. „Durch meine Stipendien Aufenthalte in den USA und Australien steht mir die englische Sprache nahe und inhaltlich passt der Satz zu meinem Projekt“, sagte Tim Kellner über die Entstehung des Titels.
Zu sehen sind großformatige Porträts, meist farbig. Das Besondere daran: Den abgebildeten Personen wurde ein wesentlicher Teil, der ihre Individualität sichtbar macht, genommen – das Gesicht. Was wie eine hastige Momentaufnahme wirkt, ist teilweise eine aufwendig inszenierte Studiosituation.
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Vor zwei Jahren hat die Arbeit an diesem Projekt begonnen. Tim Kellner zeigt auf eine Wand mit zwei Schwarz-Weiß-Fotografien, auf denen Personen abgebildet sind, deren Gesichter dem Betrachter abgewandt sind oder im Halbschatten liegen: „Die Elemente der Bilder habe ich zusammengestellt, die Personen im Raum, die Lampen, das Licht. Alles sollte aber plausibel sein. Das gelingt nicht immer. Dadurch entsteht Reibung, die die Wahrnehmung bewusst macht.“
„Christof“, ebenfalls eine Schwarz-Weiß-Aufnahme, ist das erste Porträt gewesen. Der junge Mann steht noch im Raum. Seine Gesichtszüge sind verschwommen, aber immer noch erkennbar. Bei fünf großen Farbbildern reduzierte sich schließlich das Interesse des Fotografen auf das Porträt. „Diese Bilder sind durch intensive Bearbeitung am Computer entstanden. Ich habe jeweils mehrere Porträtaufnahmen zu einer einzigen zusammengesetzt“, erklärte Tim Kellner seine Arbeitsweise.
Im „Portrait#1“ ist zu erkennen, dass diese Technik noch für das gesamte Bild angewendet wurde. Bei den anderen vier konzentriert sich die Manipulation auf das jeweilige Gesicht.
Auf diese Weise entstand der Eindruck der Unschärfe. Die individuellen Merkmale der Gesichter verflüchtigten sich. Das Subjekt ist nicht mehr da.
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Außerdem zu sehen sind drei Werke, die der Reihe „Stages“ entstammen. Auch diese Serie „atmet diesen Geist des Flüchtigen. Die aufgenommenen Szenen zeigen, wie wenig sich Kellner um die Individualität seines Personals kümmert. Die von ihm fotografierten Menschen scheinen, als seien sie lediglich in Kauf genommene Störfaktoren bei der Betrachtung seines eigentlichen Gegenstands. Am Ende bleiben in vielen Arbeiten Kellners leere, wesenlose Container zurück, die mit Geist zu füllen zur Aufgabe des Publikums wird“, sagte Thomas Klemm über das Werk seines Freundes.
Noch bis zum 24. Juli können Interessierte der Aufforderung von Thomas Klemm nachkommen und die Ausstellung von Tim Kellner in der Galerie Wolkenbank besuchen.