Ton und Träume - Kopenhagen ruft Rostock
Dänisch-Deutsches Literatur- und Musikfestival in Kopenhagen und Rostock
21. September 2010, von Stefanie
„Kopenhagen ruft Rostock“ hieß es am letzten Donnerstag und Freitag aus der dänischen Hauptstadt. „Hallo Kopenhagen!“, lautete meine Antwort, nachdem ich meine sieben Sachen gepackt, die Reise über das stürmische Meer gewagt hatte und schließlich beim Literaturhaus Kopenhagen auf der Matte stand.
Ich war jedoch nicht die einzige aus Rostock, die dem Ruf gefolgt war. Katinka Friese und Reiner Mnich vom Rostocker Literaturhaus waren ebenfalls gekommen und hatten lyrische Verstärkung im Gepäck: den Liedermacher Marcel Hintze und seine Gitarre sowie Martin Lau und Teleskop.
Zusammen mit dänischen Künstlern gestalteten sie das Literatur- und Musikfestival „Ton und Träume“, welches von beiden Literaturhäusern initiiert wurde. Aber nicht nur die Ostsee galt es für dieses gemeinsame Projekt zu überwinden, sondern auch Sprachbarrieren. Und wie könnte das besser gehen als mit Musik. Sie wird überall verstanden und teilt mit der Literatur viele Gemeinsamkeiten. Rhythmus und Klang bestimmen ihre Wirkung. Da liegt es also nahe, beides miteinander zu kombinieren. Und so konnte der Zuhörer bei „Ton und Träume“, selbst wenn er die Sprache nicht beherrschte, zumindest über die Musik einen Eindruck von der Stimmung des literarischen Vortrags erhalten.
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Den Auftakt machte der dänische Lyriker Morten Søndergaard, der von der Sängerin Randi Pontoppidan unterstützt wurde. Ihre effektvolle Stimme, die sie wie ein Instrument benutzt, und zwei Loopmaschinen verliehen seinen Texten atmosphärische Tiefe und schufen ein erstaunliches Klangerlebnis. Dabei wurde die ganze Bandbreite von laut und leise, nah und weit, rhythmisch und unrhythmisch, schön und hässlich ausgelotet. „Ich mag beides“, sagt Randi Pontoppidan über ihre Musik, „das Chaos und die schöne Musik.“
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Schöne Musik erklang auch von Marcel Hintze und seiner Gitarre. Da er sich jedoch nicht ausschließlich auf die Vermittlungskraft seiner Worte und Musik verlassen wollte, hatte er für die dänischen Gäste an seinem Instrument kleine Smileys angebracht, die den wesentlichen Inhalt seiner Lieder zusammenfassen sollten. Darin ging es natürlich vor allem um die Liebe, aber auch um die Unwägbarkeiten des Alltags. Er verpackte sie in originelle Sprachbilder und trug sie mit eingängigen Melodien auf natürliche Weise vor.
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Deutsche Texte waren auch von Martin Lau zu hören. Er beschäftigte sich darin mit mythologischen und religiösen Themen.
Untermalt wurde seine Rezitation durch die Musik von Teleskop. Teleskop, das sind Jonas Wolter an der elektrischen Gitarre und Sebastian Bode am Schlagzeug. Die beiden hatten einige von Martin Laus Texten Wort für Wort durchkomponiert, um sie in Musik zu übersetzen. Dennoch ließen sie genügend freie Stellen, um sie mit ihren intensiven Improvisationen zu füllen.
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Den Abschluss des ersten Abends gestalteten Lars Skinnebach und Johanna Borchert. Der dänische Lyriker und die in Berlin geborene Pianistin zeigten sich in ihren musikalischen Interpretationen von Lars Skinnebachs Gedichten besonders experimentierfreudig und gelangten auf unkonventionelle Weise zu erstaunlichen musikalisch-literarischen Ausdrücken.
Am kommenden Freitag und Samstag heißt es übrigens „Rostock ruft Kopenhagen“. Dann findet das deutsche Gegenstück des Literatur- und Musikfestivals in Rostock statt. Wer also neugierig geworden ist auf die oben genannten deutschen und dänischen Tonkünstler, sollte sich „Ton und Träume“ im Peter Weiss Haus nicht entgehen lassen.