Neue Tourismuskonzeption für Rostocks Zukunft

Heute wurde die neue Tourismuskonzeption der Hansestadt Rostock erstmals öffentlich vorgestellt. Sie gibt die zukünftige touristische Ausrichtung bis zum Jahr 2030 vor.

27. Juni 2023, von
Neue Tourismuskonzeption für Rostock vorgestellt (Foto: Archiv)
Neue Tourismuskonzeption für Rostock vorgestellt (Foto: Archiv)

Rund 700 Millionen Euro Bruttoumsatz werden in Rostock jährlich mit dem Freizeittourismus erzielt. Damit ist der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Hansestadt. Auf der anderen Seite beklagen Einwohner, dass zentrale Orte durch den Tourismus überlaufen sind. Wie sich Rostock als Urlaubsziel weiterentwickeln soll, zeigt die neue Tourismuskonzeption, die heute auf dem Golfplatz Warnemünde erstmals öffentlich vorgestellt wurde.

Auf 120 Seiten werden Leitlinien, Ziele und Handlungsfelder definiert, aber auch konkrete Maßnahmen für die touristische Zukunft Rostocks genannt. Unternehmen und Verwaltung soll das Werk als strategische Orientierung dienen. Mehr als zwei Jahre Arbeit stecken in der Neuauflage des ersten Tourismuskonzepts aus dem Jahr 2012.

Gute Tourismusentwicklung in der Vergangenheit

Knapp 2,3 Mio. Übernachtungen und rund 10,5 Mio. Tagesgäste wurden 2019 in der Hansestadt registriert, in zehn Jahren wuchs die Zahl der Übernachtungen um etwa 50 Prozent. Als „unglaublich gute Ausgangsposition“ lobt Dr. Alexander Schuler von der BTE Tourismus- und Regionalberatung die touristische Infrastruktur in Rostock. Er hat maßgeblich an der neuen Tourismuskonzeption mitgewirkt.

Die Covid-19-Pandemie sorgte 2020 für einen Einbruch bei Übernachtungen (-33,5 Prozent), Tagesgästen und Veranstaltungen, 2022 gab es in der Hansestadt jedoch bereits wieder rund 2,07 Mio. Übernachtungen.

Rostock habe eine „überzeugende Basis- und Erwartungsqualität in der Breite“ hergestellt, so Schuler. Nun gelte es jedoch, die „Handbremse zu lösen und Fahrt aufzunehmen“.

Klasse statt Masse – Fokussierung, Profilierung, Positionierung

Es gehe nicht darum, dass „die Massen einfallen“, Kapazitätsgrenzen überschritten werden und zu viele Menschen hier sind, sagt Schuler. Qualitäts- statt Massentourismus, mehr Wertschöpfung pro Gast und die Konzentration auf „die wirklich wertvollen Zielgruppen“ sind für ihn die Zukunft. Dazu gehört auch der Ausbau des Tagungstourismus.

Rostocks Tourismusdirektor Matthias Fromm (li.) und Dr. Alexander Schuler von der BTE Tourismus- und Regionalberatung aus Berlin stellten heute in Warnemünde die neue Tourismuskonzeption vor.
Rostocks Tourismusdirektor Matthias Fromm (li.) und Dr. Alexander Schuler von der BTE Tourismus- und Regionalberatung aus Berlin stellten heute in Warnemünde die neue Tourismuskonzeption vor.

Fünf übergeordnete Ziele definiert das neue Konzept: eine nachhaltige und positive Tourismusentwicklung, die Profilschärfung und Fokussierung auf chancenreiche Zielgruppen, die Steigerung der Infrastruktur-, Angebots-, Erlebnis- und Aufenthaltsqualität, die Imageverbesserung und Optimierung der Binnen- und Außenkommunikation sowie die Optimierung der Organisations- und Kooperationsstrukturen.

Als Vision sieht Rostocks Tourismusdirektor Matthias Fromm den „Dreiklang aus Großstadt-, Natur- und Ostseeerlebnis“. „Dazu zählen die kulturhistorische Innenstadt mit dem Stadthafen auf der einen und die Küste und das Hafenerlebnis in Warnemünde auf der anderen Seite sowie der Rückzugsraum für Natur- und Ruhesuchende in Markgrafenheide mit der Rostocker Heide“ – familienfreundlich, nachhaltig und barrierefrei.

Das „maritim-nordische Lebensgefühl“ steht dabei ebenso auf dem Zettel der Touristiker wie eine „facettenreiche Kulturlandschaft mit faszinierenden Highlights“, Urlaubserlebnisse für kleine Gäste oder ein ganzjähriges Innenstadterlebnis.

Finanziert werden soll dies auch durch die neue Kurabgabe, die Anfang des Monats von der Bürgerschaft beschlossen wurde. Die Ausdehnung auf das gesamte Stadtgebiet sowie – mit zahlreichen Ausnahmen – auf Tagesgäste ist umstritten. „Für mich ist die Kurabgabe alternativlos“, verteidigt Tourismusdirektor Fromm die Neuregelung als „beste und gerechteste Alternative“, um in Zeiten immer knapper werdender Haushalte die künftigen Aufgaben im Tourismus umzusetzen.

Einwohner sollen besser einbezogen werden

Neu in der Tourismuskonzeption ist, dass die Perspektive der Rostocker berücksichtigt wurde. 500 Einwohner wurden befragt. Fast 90 Prozent nutzen Strände und Promenade und über 90 Prozent sind der Meinung, dass der Tourismus das Image von Rostock positiv beeinflusst.

Overtourism (Übertourismus) bzw. Overcrowding (Überfüllung) sind jedoch für viele Einheimische ein Thema. So fanden 71 Prozent der Befragten, dass zentrale Orte durch den Tourismus überlaufen seien, 85 Prozent waren der Meinung, dass die Verkehrs- und Parksuchsituation stark belastet ist und für 60 Prozent schränkt der Tourismus sogar die Aufenthalts- und Lebensqualität ein.

Die Ergebnisse zeigen, „wo die Stadt ansetzen kann, um den Tourismus in Rostock auch im Sinne der Einwohner zu entwickeln“, sagt Matthias Fromm. So beinhaltet die neue Kurabgabe einen Mobilitätsanteil, um Urlaubern den Umstieg auf den ÖPNV zu erleichtern.

Lebens- und Urlaubsqualität sollen bis zum Jahr 2030 keinen Widerspruch mehr darstellen, lautet die oberste Leitlinie der neuen Tourismuskonzeption. Bevor diese noch vor Jahresende von der Bürgerschaft beschlossen werden soll, verspricht der Tourismusdirektor verstärkt den öffentlichen Dialog zu suchen.

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