Typhon-Verbot für Kreuzfahrtschiffe in Warnemünde?
Nachdem das Kreuzfahrtschiff „AIDAmar“ heute Abend ohne Schiffshorn aus Warnemünde ausgelaufen ist, gibt es wieder Gerüchte um ein Typhon-Verbot im Rostocker Seebad.
26. Juli 2024, von Olaf
Planmäßig um 18 Uhr legte das Kreuzfahrtschiff AIDAmar heute Abend in Warnemünde zu seiner Ostseekreuzfahrt mit Ziel Stockholm ab. Wie immer standen zahlreiche Schaulustige an den Kaikanten und winkten dem auslaufenden Kussmundschiff hinterher.
Doch das Auslaufen heute war anders: Das Schiffshorn der AIDAmar blieb stumm. Es dürfte vielleicht sogar das allererste Mal gewesen sein, dass ein Schiff der Rostocker Reederei ohne Typhon aus Warnemünde ausgelaufen ist.
Auf Instagram berichteten die Fahrgastschiffreedereien „Warnow-Personenschifffahrt“ und „Käpp’n Brass“, dass sich der wachhabende Lotse kurz vor der Abfahrt per Funk bei der AIDAmar gemeldet hat und das Betätigen des Schiffshorns „vom Rostocker Senat“ verboten worden sei.
Diskussionen um Typhon-Verbot in Warnemünde

Ein Typhon-Verbot in Warnemünde sorgt schon seit vielen Jahren immer mal wieder für Kontroversen. So gab es bereits 2016 Diskussionen darüber in Warnemünde. Auslöser war damals ein Schreiben des Hafenkapitäns an die Fahrgastschiffreedereien, ihre Schiffshupen während der Begleitfahrten zu den Kreuzfahrtausläufen nicht unnötig zu verwenden.
Einerseits sollen sich Anwohner gestört fühlen, andererseits ist die ausufernde Verwendung des Schiffshorns zur Begrüßung und Verabschiedung von Kreuzfahrtschiffen auch bei der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) nicht gern gesehen, schließlich sind diese eigentlich nur als Gefahren-, Warn- und Manövriersignale gedacht. Auch bei uns hatte die WSV vor mehreren Jahren angefragt, ein Video verwenden zu dürfen, um Schiffsführer und Lotsen für das Thema „zu sensibilisieren“.
Ob es jetzt tatsächlich ein generelles Typhon-Verbot für Kreuzfahrtschiffe beim Auslaufen aus Warnemünde gibt und wer dieses ausgesprochen hat, konnten wir bislang nicht klären. Sobald uns weitere Informationen vorliegen, reichen wir diese nach.
Protest gegen Typhon-Verbot formiert sich
Im Internet formiert sich bereits Protest gegen ein mögliches Typhon-Verbot in Warnemünde. Morgen ist die AIDAdiva im Rostocker Kreuzfahrthafen zu Gast und es gibt verschiedene Aufrufe in den Sozialen Medien, sich zum Auslaufen um 18 Uhr an den Kaikanten zu versammeln und lautstark zu protestieren.
Auf Change.org gibt es eine Petition, die sich für den Erhalt des maritimen Brauchs einsetzt.
Früher war mehr tuuuut
Früher war nicht nur mehr Lametta, sondern auch mehr „tuuuut“ in Warnemünde. In den vergangenen Jahres ist es bezüglich der Schiffshörner im Kreuzfahrthafen Rostock-Warnemünde bereits deutlich ruhiger geworden. Längst nicht mehr jedes Schiff verabschiedet sich beim Auslaufen mit seinem Typhon.
Beim morgendlichen Einlaufen gehört die lautstarke Begrüßung im Seebad schon lange nicht mehr „zum guten Ton“. Früher war dies zumindest bei allen Erstanläufen neuer Kreuzfahrtschiffe üblich. Auf dem Turm der Verkehrszentrale gab es sogar ein eigenes Typhon, mit dem die Schiffe willkommen geheißen wurden.
International ist es üblich, dass Kreuzfahrtschiffe beim Ablegen aus einem Hafen dreimal kurz hintereinander „Horn geben“. Teilweise kommt es in Häfen sogar zu sogenannten „Hornbattles“ zwischen verschiedenen Kreuzfahrtschiffen.
Einige der großen Passagierschiffe können ganze Melodien auf ihren Typhons spielen. In Warnemünde war dies zuletzt am vergangenen Mittwoch beim Auslaufen der Sky Princess der Fall. Sie verabschiedete sich mit der Love-Boat-Melodie aus der gleichnamigen Kreuzfahrt-TV-Serie. Möglicherweise brachte dies das Fass zum Überlaufen.
Aktualisierung, 27.07.2024:
Inzwischen hat Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger (Linke) im Internet dementiert, dass es von Seiten der Stadt ein derartiges Verbot gibt. Wie der Lotse zu seiner Aussage gekommen ist, bleibt unklar.
Die AIDAdiva ist heute Abend (27.07.2024) gewohnt lautstark mit ihrem Schiffshorn aus Warnemünde ausgelaufen.
Aktualisierung, 29.07.2024:
Nach Rücksprache mit Hafenkapitän Falk Zachau stellt auch Ulrich Kunze, Pressesprecher der Stadt, noch einmal klar: „Es gibt so eine Festlegung nicht. Es handelt sich hier mutmaßlich um Falschbehauptungen eines einzelnen Lotsen, der am Freitag auf der Brücke der AIDAmar zum Auslaufen war. Was den Lotsen dazu bewogen hat, das zu sagen, ist für uns aktuell nicht nachvollziehbar.“