Unimedizin Rostock stellt Pläne für Zentralcampus Schillingallee vor
Größte Baumaßnahme des Landes geplant: Der Campus Schillingallee der Universitätsmedizin Rostock soll in den nächsten 15 Jahren massiv um- und ausgebaut werden.
6. April 2023, von Olaf
Die Universitätsmedizin Rostock plant das größte Bauvorhaben ihrer Geschichte. Auf dem Campus an der Schillingallee sollen künftig alle somatischen, d.h. den Körper betreffenden, medizinischen Fächer zusammengeführt werden. Lediglich der Standort Gehlsdorf bleibt mit den psychiatrischen Fächern und der Forensik erhalten. Alle anderen Außenstandorte und Funktionsbereiche ziehen auf den neuen Zentralcampus im Hansaviertel.
Dafür sind umfassende Bau- und Sanierungsmaßnahmen nötig. In den nächsten 15 Jahren wird der Campus zur größten Baustelle des Landes. Heute informierten die Vorstände der Universitätsmedizin Rostock erstmals öffentlich über den aktuellen Planungsstand.
Investitionsstau und Handlungsdruck
Insbesondere das aus den 1950er Jahren stammende Zentrum Innere Medizin (ZIM) sei nicht mehr zeitgemäß, spricht Christian Petersen, Kaufmännischer Vorstand der Unimedizin, von einem hohen „Handlungsdruck“ bei der Infrastruktur. Dies betrifft nicht nur die Patientenzimmer. Auch das Operationsgebäude ist inzwischen 30 Jahre alt – in zehn Jahren „muss auf jeden Fall ein neues OP-Gebäude vorhanden sein“.
„Wenn die notwendigen Planungen jetzt nicht angegangen werden, können in einigen Jahren gesetzliche Vorgaben nicht erfüllt und bestimmte Leistungen nicht mehr erbracht werden“, macht der Aufsichtsratsvorsitzende der Universitätsmedizin Dr. Tilmann Schweisfurth klar.
Als „alternativlos“ bezeichnet Dr. Christiane Stehle, Ärztliche Vorständin und Vorstandsvorsitzende der Unimedizin Rostock, die Pläne. „Die Medizin entwickelt sich immer mehr in Richtung Interdisziplinarität – unsere jetzigen acht Außenstandorte sind nicht das, was wir in den nächsten 10, 15 Jahren hier in der Gesundheitsversorgung sehen können und wollen“, begründet sie die notwendige Zentralisierung. Nicht zuletzt müsse man in Zeiten des Fachkräftemangels auch für Mitarbeiter und Bewerber attraktiver werden, so Stehle.

Abriss, Um- und Neubau mit bis zu 4,5 Geschossen
Ein Neubau ist auf dem Parkplatz vor der Zahnmedizin in der Strempelstraße geplant. Zwischen Pathologie und Ernst-Heydemann-Straße entstehen fünf weitere neue Gebäude, darunter zwei Bettenhäuser sowie zwei Operationszentren (OPZ).
Die Höhe der Gebäude liegt bei vier Vollgeschossen und einem aufgesetzten, optisch etwas nach hinten versetzten, Staffelgeschoss. Das OPZ 1 und das Bettenhaus 2 werden mit drei bzw. vier Geschossen etwas niedriger – sie liegen in der Einflugschneise für den Hubschrauber-Landeplatz auf dem neuen Notfallzentrum.
„Klar hätten wir uns vorstellen können, auch höher zu bauen“, sagt Tilmann Schweisfurth. „Das geht aber nicht, weil die Stadt sagt, das ist ein städtebauliches Ensemble, das sich zwischen alt und neu gut ineinanderfügen muss.“
Sieben bis acht Geschosse wären aus seiner Sicht ideal gewesen, ergänzt Christian Petersen. Höhere Gebäude hätten für ihn viele Vorteile gehabt: schnellerer Bau, weniger Flächenverbrauch sowie kürzere Wege für Patienten und Mitarbeiter. Jetzt habe man sich mit der Stadt auf den aktuellen „Zwischenstand“ verständigt.
Die bestehenden Altbauten sollen weitgehend erhalten bleiben, ganz komme man um den Abriss im denkmalgeschützten Bestand jedoch nicht herum, erläutert Tilmann Schweisfurth. „Da hätten wir aber die Zustimmung der Behörden.“ Konkret betrifft dies den kompletten Nord- und Südflügel der Inneren Medizin. Hintergrund ist, dass „wir in diesen Altbauten moderne Stationen nicht unterbringen können.“. Nur der westliche Mittelflügel mit dem Hörsaal bleibt bestehen – die Ansicht von der Schillingallee wird erhalten. Der bislang u-förmige Komplex wird auf der Ostseite geschlossen – alle drei neuen Seiten sind ebenfalls als Viereinhalbgeschosser geplant.
Südlich der Ernst-Heydemann-Straße soll die Klinik weiterentwickelt werden. Hier wird auf dem Parkplatz sowie auf dem alten Hubschrauberlandeplatz gebaut. An der Ecke zur Schillingallee soll ein neues Parkhaus entstehen.
Für Forschung und Lehre werden zusätzliche Gebäude westlich der Schillingallee, neben dem Biomedicum, errichtet.

Bauarbeiten sollen bis 2038 abgeschlossen sein, Kosten noch unklar
Für den Bau eines einzelnen Bettenhauses hätte ein schlichter Bauantrag genügt, erläutert Tilmann Schweisfurth. „Da wir so viel vorhaben auf dem Campus, sagt die Stadt natürlich zurecht, das muss ein Bebauungsplan werden“. Der B-Plan soll noch in diesem Sommer aufgestellt werden. Läuft alles glatt, könnte es in drei Jahren Baurecht geben. Das Bettenhaus 1 kann wahrscheinlich vorab errichtet werden. Aufgrund der baulichen Zustände gibt es hier einen besonderen Zeitdruck. Anschließend wolle man sich „von Nord nach Süd durcharbeiten“. „Nach unseren Vorstellungen müsste das gesamte Vorhaben bis 2038 abgeschlossen sein – spätestens.“
Keine Aussage gibt es bislang zu den möglichen Kosten des Vorhabens. „Die Gespräche mit dem Land über Planung und Geld stehen noch aus“, so Schweisfurth. Als Träger der Universitätsmedizin muss es für die Finanzierung aufkommen. Ins 2022 neu eröffnete Notfallzentrum sind rund 180 Mio. Euro geflossen, für den gesamten Campus-Umbau könnten die Kosten durchaus in Richtung von einer Milliarde Euro gehen.