Bürgerschaft schließt Theater-Fusion nicht mehr aus

Bürgerschaft spricht sich für ein eigenständiges Volkstheater aus, hält sich die Option für eine Fusion mit dem Staatstheater in Schwerin aber offen

6. Dezember 2012, von
Das Große Haus des Volkstheater Rostock
Das Große Haus des Volkstheater Rostock

1, 4 oder 7 – welches Theaterstrukturmodell soll es sein? Die Vorschläge zur Neuordnung der Theaterlandschaft, die Kultusminister Mathias Brodkorb im September vorgelegt hat, haben die Diskussion um das Rostocker Volkstheater noch einmal durcheinandergewirbelt. Eigentlich, so das erklärte Ziel der stolzen Hansestädter, soll das Volkstheater in der größten und prosperierendsten Stadt des Landes eigenständig bleiben (Modell 1). Ginge es nach den Wünschen der Rostocker, gebe es zukünftig in Mecklenburg-Vorpommern drei öffentlich geförderte Theaterstandorte: Vorpommern, Schwerin und Rostock.

Eine Fusion mit Schwerin soll nun aber nicht mehr ausgeschlossen werden. So entschied gestern Abend die Rostocker Bürgerschaft.

Die Fraktionsvertreter der Linken, SPD, Grünen und CDU, die die Fusion mit Schwerin entweder zu einer gemeinsamen Landesoper (Modell 4) oder zu einem Staatstheater (Modell 7) als „Diskussionsgrundlage in Betracht ziehen wollen“, wie es in der Beschlussvorlage heißt, betonen die Offenheit der Gespräche mit dem Land.

Diese seien dringend notwendig, denn „ohne das Land im Boot werden wir das Volkstheater in der jetzigen Form nicht halten können“, merkt Frank Giesen (CDU) an.

„In diesen Gesprächen geht es nicht um Details“. „Mit diesem Beschluss wird nichts festgelegt“, „Ich sehe nicht, dass wir auf Eigenständigkeit des Volkstheaters verzichten“, beschwören Dr. Ingrid Bacher (SPD), Steffen Bockhahn (Die Linke) und Dr. Ulrich Seidel (FDP) in Richtung Zweifler.

Zu ihnen zählt Dr. Sybille Bachmann (Rostocker Bund/Graue 09). Sie bekräftigt: „Eine Fusion mit Schwerin lehnen wir deutlich ab, aus künstlerischen und betriebswirtschaftlichen Erwägungen.“ Ihre Kritik richtet sich auch an den Politikstil der vier Fraktionen, die den Vorstoß ohne die Theaterschaffenden gemacht haben und „sich nicht trauen über den Kulturabbau mit der Landesregierung zu reden“.

Am Dienstag waren Vertreter der vier Fraktionen zu einem Gespräch mit der Landesregierung nach Schwerin gereist und dann „umgekippt“, wie ihnen Oberbürgermeister Roland Methling vorwarf. Für ihn war bereits klar, dass eine gemeinsame Position für ein selbstständiges Theater in Rostock auch bei den Fraktionen Zustimmung fand. „Eine Fusion steht auch bei uns nicht zur Debatte. Variante 1 schließt Kooperationen nicht aus“, zementierte er seinen Standpunkt.

Wie viele Sparten dieses eigenständige Theater dann haben soll, bleibt dabei noch offen. Während sich die Linke für ein eigenständiges Vierspartentheater ausspricht, heißt es bei Sybille Bachmann ein Mehrsparten-Theater. Das, so deutet der Oberbürgermeister zustimmend, könne aber auch zwei Sparten bedeuten.

Einigkeit herrscht hingegen darüber, dass das Land einen Theaterneubau bezuschussen soll und die 35,8 Millionen Euro Landesmittel für die vier Theaterstandorte gerechter verteilt werden sollen. Rostock habe weniger als ein Viertel erhalten, weist Methling auf eine Benachteiligung hin und auch zusätzliche Mittel des Landes seien vor allem zugunsten des Staatstheaters in Schwerin geflossen.

Nun soll er mit dem neuen Beschluss die Verhandlungen fortführen. Bis Januar sollen Ergebnisse im Hauptausschuss vorliegen, so der Anspruch der Bürgerschaftsmitglieder.

Mit den neun Modellen zur Weiterentwicklung der Theater- und Orchesterstruktur, die von der Münchener Beraterfirma Metrum für die Landesregierung entwickelt wurden, will das Kultusministerium die steigenden Kosten für die öffentlichen Bühnen durch eine Neustrukturierung in den Griff bekommen und drängt auf eine Einigung der kommunalen Theaterträger.

Der Druck des Landes ist aber nicht der Einzige, der auf dem Volkstheater Rostock lastet. Es stehe finanziell mit dem Rücken zur Wand, verdeutlicht Aufsichtsratsmitglied Eva-Maria Kröger. Um eine drohende Insolvenz abzuwenden, erneuerte die Bürgerschaft ihren Beschluss vom November, dem Volkstheater mit einer Soforthilfe bis zu 1,3 Millionen Euro und einer Gehaltssteigerung unter die Arme zu greifen. Dagegen hatte der Oberbürgermeister Widerspruch eingelegt. „Sieben bis acht Euro pro Nase an Steuern müssen für die Leistung aufgebracht werden“, hat er ausgerechnet, die über die Erhöhung der Grundsteuer B gedeckt werden sollen, um einen ausgeglichenen Haushalt zu sichern, so sein Vorschlag.

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