Wohnen am Werftdreieck – Bebauungsplan geht in die heiße Phase

Der Entwurf für den Bebauungsplan „Wohnen am Werftdreieck“ steht, bis Juni soll er ausgelegt werden, dann bleibt ein Monat Zeit für Kritik, Anregungen und Wünsche

26. April 2019, von
Wohnen am Werftdreieck – Bebauungsplan geht in die heiße Phase - Wiro-Prokurist Christian Jentzsch erläutert den Entwurf
Wohnen am Werftdreieck – Bebauungsplan geht in die heiße Phase - Wiro-Prokurist Christian Jentzsch erläutert den Entwurf

Es liegt an den langsamen Computern, wenn der Amtsschimmel in Rostocks Behörden mal wieder etwas zu behäbig trabt. Sie hätten nicht nur keine goldenen Türklinken in der Verwaltung, sondern auch nicht die schnellsten Rechner, entschuldigt Rostocks oberster Stadtplaner Ralph Müller den etwas verspäteten Start der Computerpräsentation.

Etwa 50 Interessierte waren am Donnerstagabend zur fünften öffentlichen Informationsveranstaltung „Wohnen am Werftdreieck“ ins Freizeithaus der Borwinschule gekommen.

Rund 700 barrierefreie Wohnungen möchte die städtische Wohnungsgesellschaft „Wohnen in Rostock“ (Wiro) auf der Industriebrache errichten. Neben einem großzügigen öffentlichen Park und Spielplätzen könnte auf dem Dach des Parkhauses auch eine Sportfläche entstehen. Hier seien aber noch rechtliche Fragen zu klären, so Jentzsch. All das und vieles mehr steht im Entwurf des Bebauungsplans Nr.10.W.63.1 – so der sperrige Name – fürs Werftdreieck, der in den nächsten Monaten diskutiert und beschlossen werden soll.

Lärmschutzwände und Gebäudehöhen – aktuelle Änderungen am B-Plan-Entwurf

Bei den aktuellen Untersuchungen wurde festgestellt, dass die Verlärmung im hinteren Bereich besonders hoch sei und Schutzmaßnahmen erfordere, erläutert Wiro-Prokurist Christian Jentzsch. An der Außenkante zur Lübecker Straße soll deshalb mit einem zurückgesetzten Staffelgeschoss in die Höhe gegangen werden. Im Bereich der Zufahrtsstraßen werden Lärmschutzwände erforderlich, die transparent geplant sind.

Mobilität, Verkehr, Parken

Mobility-Points mit E-Bikes, Lastenfahrrädern und Car-Sharing sollen für möglichst wenig Kfz-Verkehr im und um das Wohngebiet sorgen. In zwei Parkhäusern sind für Anwohner, Besucher und Gewerbe bis zu 1.000 Stellplätze geplant.

Ein wichtiger Punkt bei der Planung ist die Entlastung des Holbeinplatzes, wo es unter der S-Bahn-Brücke durch die Linksabbieger in die Max-Eyth-Straße gegenwärtig häufig zum Stau kommt. Durch einen Versatz der Kreuzung auf Höhe der Straße „An der Kesselschmiede“ soll es dank zweier Abbiegespuren künftig ausreichend Platz geben. In der Werftallee sind drei Ampelkreuzungen vorgesehen.

Für Radfahrer ist ein Radschnellweg entlang der Bahngleise sowie ein vier Meter breiter Radweg parallel zur Lübecker Straße geplant. Dank grüner Welle sollten Kfz und Radler hier gleichermaßen schnell vorankommen. Die RSAG möchte ihre bisherige Bushaltestelle am Holbeinplatz auf die andere Seite der S-Bahn-Strecke verlagern, müsste dann jedoch den Radschnellweg für ihre Busse mitbenutzen.

Mietpreise, Sozialwohnungen und Durchmischung

Matthias Siems vom Ortsbeirat KTV sorgt sich um ausreichend Wohnraum für die verschiedenen Einkommensschichten. Entsprechende Vorgaben für den sozialen Wohnunghsbau sind im aktuellen B-Plan-Entwurf nicht vorgesehen, da diese einen starken Eingriff bedeuten würden, könnten im Rahmen der Auslegung aber noch vorgenommen werden, so Stadtplaner Müller.

Für Christian Jentzsch ist ein städtebaulicher Vertrag die bessere Lösung, da so flexibel reagiert werden kann, wenn etwa nicht ausreichend Fördergelder zur Verfügung stehen würden. Der Wiro-Prokurist unterstreicht, dass die kommunale Wohnungsgesellschaft „möglichst breite Mietangebote für die gesamte Gesellschaft“ machen möchte.

Angesichts steigender Baukosten wollte sich Jentzsch allerdings nicht auf mögliche Mieten festlegen, hofft aber für die frei finanzierten Wohnungen im Bereich von acht bis zwölf pro Quadratmeter zu bleiben. „Es ist ein hochwertiger, aber kein günstiger Standort“, stellt Ralph Müller mit Blick auf die aufwendige und teure Verkehrsinfrastruktur klar.

Denkmalschutz und Straßennamen

Ein übergeordnetes museales Konzept mit einer Dauerausstellung soll an die gesamte Wirtschafts- und Industriegeschichte in diesem Bereich erinnern, nicht nur an die Heinkel-Werke. Auch die Stelen-Reihe am ehemaligen Standort der Heinkel-Mauer sei im B-Plan weiterhin vorgesehen. Diese soll durch eine Baumreihe ergänzt, nicht jedoch aufgehoben werden, bekräftigt Jentzsch. Die Informationsstelen sollen das Interesse am geplanten Museum wecken, ergänzt Denkmalpfleger Peter Writschan.

Konkrete Vorstellungen gibt es aus dem Denkmalamt bereits für die Benennung der neuen Straßen. Writschan könnte sich hierfür Frauen aus dem Technikbereich vorstellen, etwa die deutsche Pionierin des Automobils Bertha Benz oder Käthe Paulus – erste deutsche Berufsluftschifferin und Erfinderin des zusammenlegbaren Fallschirms.

Wie geht es weiter am Werftdreieck?

Nach dem Auslegungsbeschluss durch die Bürgerschaft soll der Bebauungsplan im Mai oder Juni ausgelegt werden. Dann bleibt ein Monat Zeit, um Kritik, Anregungen und Wünsche einzubringen. Ab August sollen diese im Rahmen eines Abwägungsprozesses bewertet werden, im ersten Quartal 2020 könnte der Satzungsbeschluss durch die Bürgerschaft erfolgen.

Wenn alles nach Plan läuft, könnte 2022 mit dem ersten Baugebiet gestartet werden. 2024 würden Wiro-Kundencenter, Parkhaus und die ersten 150 Wohnungen fertig sein.

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