Radweg in Warnemünde beschäftigt Ortsbeirat

Während der Radweg am Küstenwald weiter für Diskussion sorgt, überraschte OB Madsen mit der Idee, an anderer Stelle in Warnemünde einen Auto-Fahrstreifen in einen Radweg umzuwandeln

10. Juni 2020, von
Der Radweg in der Parkstraße am Küstenwald Warnemünde beschäftigt erneut den Ortsbeirat (Foto: Archiv)
Der Radweg in der Parkstraße am Küstenwald Warnemünde beschäftigt erneut den Ortsbeirat (Foto: Archiv)

Der Radweg am Warnemünder Küstenwald sorgte gestern Abend erneut für Diskussionen im Ortsbeirat. Einerseits, weil die CDU/UFR-Fraktion den Antrag für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h in der Parkstraße in Warnemünde in die Bürgerschaft eingebracht hat, andererseits weil die Bürgerinitiative „Rettet den Küstenwald“ erneut die Fällung der Bäume befürchtet. Und dann platzte auch noch der Oberbürgermeister in die Sitzung …

Baumfällungen für geplanten Radweg am Küstenwald sorgten für Protest

Lange schon beschäftigt der Radweg in der Parkstraße Verkehrsplaner und Warnemünder. Auf der Südseite der Straße gibt es nur einen schmalen Streifen auf der Fahrbahn, auf der Nordseite ist der Fußweg lediglich für Radfahrer freigegeben. Zwischen Sportplatz und Ortsausgang wird es besonders eng – hier sind die Radler in beiden Richtungen auf dem schmalen nördlichen Streifen unterwegs und müssen sich den Weg mit Fußgängern teilen.

Über 15.000 Kfz, 6.000 Radfahrende und mehr als 10.000 Fußgänger hat das Amt für Verkehrsanlagen an Spitzentagen hier gezählt. Verkehrsrechtlich ist die aktuelle Situation eigentlich nicht mehr zulässig, daher drängt das Amt auf eine Lösung. Die Anfang Oktober 2019 vorgestellte Planung sorgte jedoch für Proteste, da mehr als 100 Bäume im Küstenschutzwald gefällt werden sollten. Aktuell werden die Planungen überarbeitet und bis Ende Oktober sind die Fällungen ausgesetzt.

CDU/UFR-Fraktion schlägt Tempo 30 in gesamter Parkstraße vor

Für die CDU/UFR-Fraktion hat Daniel Peters jetzt den Antrag in die Bürgerschaft eingebracht, für den gesamten Verlauf der Parkstraße eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h zu prüfen. Das Amt für Verkehrsanlagen hatte diesen Vorschlag in der Vergangenheit zurückgewiesen, da die Landstraße als Ortsverbindung zwischen Warnemünde und Diedrichshagen dient und stark frequentiert wird.

Im Ortsbeirat stieß der Vorschlag auf ein geteiltes Echo. Der Ortsbeiratsvorsitzende Werner Fischer (Die Linke. Partei) wollte die Vorlage unterstützen. Sein Stellvertreter Jobst Mehlan (Rostocker Bund/Freie Wähler) gab zu bedenken, dass dann kein Anspruch mehr auf einen Fahrradweg bestehe. Radfahrer müssten auf der Straße fahren und dürften nicht mehr den jetzt noch für sie freigegebenen Gehweg nutzen – insbesondere im schmalen Bereich zwischen Sportplatz und Ortsausgang auch bei Tempo 30 nicht ungefährlich.

Die Gefahr sah auch Ortsbeiratsmitglied Stephan Porst (Bündnis 90/Die Grünen). Tempo 30 könne in der Parkstraße nur angeordnet werden, wenn es schutzbedürftige Verkehrsteilnehmer gibt. Eine Argumentationsgrundlage wäre, wenn die Radfahrer auf der nördlichen Seite den Gehweg nicht mehr mitbenutzen dürften und auf der Straße fahren müssten. Allerdings würde keine Mutter ihrem Kind raten, auf Höhe der Jugendherberge mit dem Fahrrad auf der Straße zu fahren. Porst hielt den Vorschlag trotzdem für „prüfenswert“, da er in der angespannten Diskussion um Radweg und Baumfällungen immerhin „Druck vom Kessel nimmt“.

Der Antrag soll möglichst erst in der übernächsten Bürgerschaftssitzung eingebracht und vorher noch einmal im Ortsbeirat diskutiert werden, war man sich einig.

Liedermacherin Bea diskutiert mit Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen über den Radweg in der Parkstraße Warnemünde
Liedermacherin Bea diskutiert mit Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen über den Radweg in der Parkstraße Warnemünde

Bürgerinitiative fühlt sich übergangen und fürchtet weiter Baumfällungen

„Wir haben gehört, dass in der 26. Kalenderwoche schon die Ausschreibung ist und in der 46. Kalenderwoche sollen die Bäume gefällt werden“, empörte sich Liedermacherin Bea im Namen der Bürgerinitiative „Rettet den Küstenwald“. „Herr Matthäus macht einfach weiter, ohne mit uns zu reden“, kritisierte sie den Senator für Infrastruktur, Umwelt und Bau. Dabei habe die Bürgerinitiative zwei Alternativplanungen detailliert ausgearbeitet.

„Wir haben gestern auf der Grünen-Fraktionssitzung, wo Holger Matthäus zugegen war, genau über diese Varianten gesprochen“, versuchte Stephan Porst zu beruhigen. Obwohl es das direkte Gespräch bislang nicht gegeben hat, sei der Senator über die beiden Varianten im Bilde.

Auch was die erneut befürchteten Baumfällungen betrifft, konnte Ortsbeiratsmitglied Porst etwas beruhigen. „Das ist ein Missverständnis“, stellte er klar. „Das ist der Wunsch des Amts für Verkehrsanlagen, das gerne den Zeitplan einhalten möchte. Das bedeutet aber bei Weitem noch nicht, dass das auch stattfindet.“ In jedem Fall muss es vorher eine Diskussion über die richtige Variante geben, so Porst.

Die Bürgerinitiative präsentiert ihre Alternativen für den Radweg in der Parkstraße morgen von 11 bis 13 Uhr in der Gaststätte „Am Moor“ im Wiesenweg.

Auto-Fahrstreifen in Rostocker Straße in Radweg umwandeln

Als „ziemlich ungünstige Verkehrssituation“ empfindet auch Claus Ruhe Madsen die Parkstraße. Um den Corona-Mindestabstand einhalten zu können, tagte der Warnemünder Ortsbeirat gestern ausnahmsweise im Rathaus und als Warnemünder gesellte sich der Rathaus-Chef spontan zu der Sitzung. Er kritisierte besonders, dass Radfahrer die Parkstraße hinter dem Sportplatz weiterhin kreuzen sollen. „Das erscheint mir viel, viel gefährlicher als alles andere“, so Madsen.

Auch die Mühlenstraße im Seebad würde der Oberbürgermeister gern endlich anpacken. Hier sorgt die Gefährdung der Kopflinden seit Jahren für einen Stillstand bei den Sanierungsplänen. „Ich würde da gerne auf Autos verzichten, es sei denn, man wohnt dort“, sagt Madsen.

Geht es nach dem Verwaltungschef, wird die Rostocker Straße ebenfalls fahrradfreundlicher. „Die ist im Moment dreispurig, da würden voll und ganz zwei Spuren reichen und ein anständig ausgebauter Radweg“, so Madsen. Zumindest bis zur Fritz-Reuter-Straße wäre in der Verlängerung der Stadtautobahn Platz für einen breiten Radweg.

Für die August-Sitzung des Ortsbeirats hat das Stadtoberhaupt sein Kommen zugesagt – den Warnemündern brennen viele Themen unter den Nägeln.

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