Tanja Kinkel: „Im Schatten der Königin“
Ein mysteriöser Mordfall im England des 16. Jahrhunderts
5. Februar 2010, von Elina
Nachdem die Eröffnung für mich ja völlig überraschend kam, hab ich mich 2 Tage später schon ganz gut an unsere neue Weiland-Buchhandlung in Kröpi-Nähe gewöhnt. Die neue Fassade passt toll ins Stadtbild und wenn man mal zwanzig Minuten Zeit hat, um sein Buch weiter zu lesen, ist Weiland von der Straße aus auch besser zu erreichen als Thalia im KTC. Damit hab ich mich vermutlich gerade als neuer Stammkunde geoutet…
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Am Donnerstagabend fand schon die zweite Lesung in der neuen Buchhandlung statt und damit ein kleines Kontrastprogramm zur vorherigen mit Hellmuth Karasek. Die erste Auffälligkeit war die drastische Reduzierung der Stuhlreihen fürs Publikum. Dabei stellt sich die Frage, ob der große Andrang vom letzten Mal am Autor oder der Neueröffnung lag. Und zum anderen wurden die kostenlosen Getränke diesmal in vornehmen Gläsern aus Glas statt Plastik serviert.
Tatsächlich lassen sich die Gäste erst nur an zwei, schließlich aber an ganzen drei Händen abzählen. Während draußen vor dem dunklen Fenster noch träge das Band roter Werbeluftballons im Wind auf und ab schwebt, wird die Rolltreppe endlich ausgeschaltet und die Lesung kann beginnen.
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„Im Schatten der Königin“ ist Tanja Kinkels dreizehnter Roman. Über diese Zahl kann man jetzt streiten wie man will, der Titel und das Buchcover sehen jedenfalls schon mal vielversprechend aus. Eigentlich erscheint der Roman erst Mitte des Monats offiziell, die Lesung ist also die einmalige Gelegenheit einer Vorabpremiere.
Wie der Titel schon andeutet, handelt es sich um einen historischen Roman, der im 16. Jahrhundert in England spielt. Eines schönen Sonntags stürzt die junge Amy Robsart unter mysteriösen Umständen die Treppe hinunter und verunglückt dabei tödlich. Hauptverdächtiger ist sofort ihr Ehemann Robert Dudley, der sich Hoffnungen auf die Hand der Königin Elisabeth I. macht und seine Gattin loswerden musste. Thomas Blount, Dudleys engster Vertrauter, will Amys Tod unter allen Umständen aufklären, um Dudley zu schützen. Aber auch Kat Ashley, die Gouvernante der Königin, muss unbedingt die Wahrheit herausfinden.
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In dem Buch gibt es zwei Ich-Erzähler, zuerst Thomas Blount und später Kat Ashley. Tanja Kinkel verspricht, dass am Ende des Romans nicht nur Amys Tod aufgeklärt wird, sondern der Leser auch von den Reaktionen der einzelnen Personen überrascht sein wird. Neben ihrem erstmaligen Experiment mit den Ich-Erzählern, hat der Roman auch den kleinsten Handlungsrahmen von allen, nämlich nur eine Woche.
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Nachdem sie einige Abschnitte aus ihrem Buch vorgelesen hat, erzählt Tanja Kinkel von dem Aufwand, der hinter jedem ihrer historischen Romane steckt. Zwei Jahre lang arbeitet sie an jedem Buch, davon sind 1,5 Jahre Recherche und ein halbes Jahr Schreiben und Korrektur. Bei der Recherche entscheidet sie über die Figuren und versucht sich ihnen anzunähern. Außerdem verreist die Autorin ausgesprochen gern und besucht nach Möglichkeit die Handlungsorte ihres Buches, um sich vor Ort Beschreibungen aus früherer Zeit zu besorgen.
Viel zu schnell ist die spannende Lesung vorbei. Obwohl nur wenig Besucher gekommen waren, schienen diese umso mehr von der Autorin überzeugt und ließen sich zu großen Teilen ihr Buch signieren. Bei vergleichsweise mildem Tauwetter gestaltete sich gestern sogar der anschließende Heimweg wieder erträglich.