Doppelausstellung „Elemente“ in der Kunsthalle Rostock
Malerei von Johannes Müller und Medieninstallationen von Udo Rathke
23. Mai 2011, von Stefanie
Dunkel ist es in der Rostocker Kunsthalle. Zumindest im oberen Westflügel des Museums für zeitgenössische Kunst am idyllischen Schwanenteich.
Das Tageslicht wurde hier verbannt für die Medieninstallationen von Udo Rathke. Kleine Bildschirme flimmern auf dem Boden des ersten Raumes. In den beiden folgenden erscheinen großflächige Projektionen. Am besten lässt man sich auf eine der Polsterbänke nieder, um die Kunstwerke auf sich einwirken zu lassen. Denn neben Formen und Farben sind auch Bewegungen zu beobachten – die brauchen Zeit. Ganz langsam verändern sich die „moving paintings“, die animierten Projektionen. Sie wechseln zwischen einem klaren Abbild nächtlicher Hochhausschluchten moderner Metropolen und Momenten der Unschärfe, die das Vorherige auf einfache Farben und Formen reduzieren. Verschwimmen und Klären werden begleitet von meditativ-wirkenden Soundcollagen von Stefan Streck (a.k.a. Micronaut).

Trotz der Verwendung technisch-medialer Mittel versteht sich der 1955 in Grevesmühlen geborene Künstler Udo Rathke immer noch als Maler. In einem Tableau im nächsten Raum ist zu sehen, wie er seine digitalen Vorlagen wieder ins Analoge wendet und bestimmte Phasen und Zustände seiner digitalen Bearbeitungen ausdruckt.
Ganz traditionell sind seine Handzeichnungen aus der Serie „elements“. Mit kreisenden Bewegungen hat er hier die Grundfarben aufs Papier gebracht, die ineinander übergehen und sich zu neuen Farbeindrücken vermischen.
An dieser Stelle schließt sich beim Rundgang durch die Kunsthalle die Ausstellung des Malers Johannes Müller an. Wir sind im viel helleren östlichen Flügel der Kunsthalle angekommen. Unklarheit, aber nicht Beliebigkeit beim Changieren zwischen Gegenständlichem und Abstrakten zeichnen auch diese klassischen Malereien aus. Auch hier diente die Auseinandersetzung mit Flächen, Räumen und Architektur als Ausgangspunkt für die Bildfantasien.

Die Faszination für den Barockarchitekten Balthasar Neumann war es beispielsweise, die den 76-jährigen Maler zu seinen jüngsten Werken anregte. Aber auch die norddeutsche Backsteingotik lieferte ihm unzählige Motive. So untersuchte Johannes Müller monatelang einen Teil der Rostocker Stadtmauer. Immer wieder kehrte er an den Ort zurück, um zu unterschiedlichen Tageszeiten die verschiedenen Schattenwürfe und Farbstimmungen zu studieren.
Der Lichteinfall interessierte ihn auch bei der vierteljährigen Beschäftigung mit einer kubischen Vase, die er aus dem Abfall einer Kollegin gerettet hatte. Aber eigentlich brauche er keine reale Figur, drei Linien würden genügen, um etwas zu beleben, erzählt Johannes Müller über die Entstehung seiner Bilder. Nach der Reduktion auf das Elementare folge dann der Versuch aus der Fläche heraus einen Raum zu schaffen, so Müller.

„Elemente“ lautet schließlich auch der Titel, unter dem beide Ausstellungen zusammengebracht wurden. „Die Doppelausstellung stellt zwei Künstler aus Mecklenburg-Vorpommern unterschiedlicher Generationen vor, allerdings nicht retrospektiv, sondern mit Blick ins Atelier auf den aktuellen Prozess“, erklärt Kurator Dr. Ulrich Ptak.
Was es dort zu entdecken gibt, kann noch bis zum 26. Juni in der Kunsthalle besichtigt werden. Zusammen mit der Ausstellung „Evvia la pittura“, die Werke von Otto Niemeyer-Holstein zeigt, kostet der Eintritt 8 bzw. 6 Euro.