24. Waschzuberrennen 2011 in Warnemünde
Bunter Waschzuber-Spaß auf dem Alten Strom bei der Warnemünder Woche
2. Juli 2011, von Stefanie
„Hast du Kirschkerne?“, fragte mich ein gut gelaunter Mann heute am Ufer des Alten Stroms. Zufällig hatte ich keine dabei. Trotzdem wollte ich natürlich wissen, wozu er sie brauchte. „Für die Kernreaktion“ lautete die Antwort. Hinter ihm schaukelte ein kleines Atomkraftwerk auf dem Wasser, aus Pappe, auf einem selbst konstruierten, schwimmenden Gefährt. Es war Teil des 24. Waschzuberrennens, das alljährlich zur Warnemünder Woche vom Faschingsclub der IHS „Die Macher“ organisiert wird.

Die Crew um Zuberkapitän Hagen Böckler vom Verein „Die Eisenbahner“ bereitete sich gerade auf das Rennen vor. Die Tute trötete lautstark und qualmend, der Bierkasten war an Bord, die Wasserspritze funktionierte, das Kraftwerk war vorbereitet. Ausgerechnet ein Atomkraftwerk, wie altmodisch, wurde doch gerade erst vom Bundestag beschlossen, dass ihre Tage in Deutschland gezählt sind. „Wir wollen uns hier keine Freunde machen“, lautete die Kampfansage von Bord der „Atominos“, wie sich das Team nannte.
Gegen elf weitere Waschzuber wollten sie antreten. Alle waren mit viel Kreativität und Sinn fürs Praktische entwickelt worden. Doch leider reichte Letzteres nicht bei allen Gefährten. Noch vor dem Start war eins komplett abgesoffen. Bei einem anderen war die Antriebskette ins Wasser gefallen und machte es damit fahruntüchtig. Andere zogen ebenfalls zurück. Am Ende waren nur noch insgesamt sechs Crews auf dem Alten Strom.

Gegen 13:15 Uhr startete die Show-Fahrt. Den Auftakt machten die Poppbären aus Berlin, die eine große Fangemeinde am Ufer versammelt hatten. Auch die anderen Schaulustigen konnten sie mit ihrer Wild-West-Show begeistern. 120 Prozent erhielten sie dafür von Neptun, der als Mensch verkleidet kaum wiederzuerkennen war.
Auf Grundlage des Zuschauerapplauses gab er seine Bewertungen ab. Für außerordentlich gute Stimmung sorgte auch das nächste Team „Warnibu Beach“, das mit dem Sex-Appeal seiner Baywatch-Nixen, einem überzeugenden David-Hasselhoff-Double und seiner Hymne „I’ve been looking for Freedom“ punktete. Ebenfalls 120 Prozent gab es dafür vom Meeresgott, obwohl die Herren des Teams bei ihren Muskelpaketen und ihrer Haarpracht eindeutig nachgeholfen hatten. Freundlichen Beifall und 120 Prozent erhielt auch die alte Kogge vom Team Mach 6.

Dann hatten die Atominos, die letzten des Showteils, ihren großen Auftritt. Sorgten sie mit ihrer brachialen Musik zunächst noch für Irritation, provozierten sie mit dem Super-GAU auf dem Wasser erstaunte Ah-Rufe. Dafür zündeten sie ein Mini-Feuerwerk. Mit viel Qualm und kleinen, bunten Leuchtkugeln (oder Kirschkernen?) ließen sie das Kraftwerk in die Luft gehen. Nachdem es endgültig zerstört war, brachte die Errichtung eines Windkraftwerkes die versöhnliche dramaturgische Wende. 120 Prozent gab es von Neptun und auch den Gesamtsieg. Denn das anschließende kurze Wettrennen konnten die Warnemünder „Atominos“ ebenfalls knapp vor den Poppbären für sich entscheiden.
Ach ja, und das Wetter war miserabel. Aber selbst Petrus konnte die gute Laune heute nicht trüben, weder bei den Waschzuber-Teams noch bei den gut 800 Zuschauern an der Warnemünder Drehbrücke.