Richtfest für den Scandlines-Fähranleger Rostock-Gedser
Hafen macht sich für die neuen Fähren „Berlin“ und „Copenhagen“ bereit
31. August 2011, von Stefanie
Ab nächstem Frühjahr müssen sich die Wellenreiter vor Warnemünde umstellen. Dann werden die zuverlässigen Wogen der Dänemarkfähren nicht mehr von der „Kronprins Frederik“ und der „Prins Joachim“ erzeugt, sondern von der „Berlin“ und der „Copenhagen“. So heißen die beiden neuen Fähren der Reederei Scandlines, die zukünftig auf der Route Rostock-Gedser pendeln, die den kürzesten Weg zwischen der deutschen und der dänischen Hauptstadt markiert.
Der Rhythmus bleibt jedoch. Im Zweistundentakt laufen die Schiffe aus dem Hafen ein und aus. Auch weiterhin sollen sie innerhalb von nur 15 Minuten be- und entladen werden. Und das, obwohl ihre Frachtkapazität doppelt so hoch ist wie die der beiden jetzigen Fähren. 460 PKW oder 90 LKW werden auf 1.600 Lademeter Platz haben. Mit 1.500 Passagieren erweitert sich die Kapazität um das 1,5fache.
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Um diese Zahlen zu bewältigen, wurde im Frühjahr mit dem Bau eines neuen Fähranlegers am Liegeplatz 54 am Pier I im Rostocker Seehafen begonnen. Auf 220 Meter Länge entsteht hier ein Kaivorbau mit Doppeldeckrampe. „Wie eine Autobahn, die auf zwei Ebenen den Verkehr bedient, insgesamt vierspurig“, erklärt Jörg Heinze von der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock (HERO), die Bauherrin des Anlegers ist. 22 Millionen Euro kostet der Ausbau des Liegeplatzes insgesamt. Sieben Millionen Euro stammen aus EU-Mitteln.
Schon jetzt ist die schwere Wasserbaugründung zu sehen, auf der später die Fährbrücken errichtet werden. Einige Hundert Tonnen Stahl, über 40 Meter lange Rohre, wurden dafür in den Baugrund gebracht. Zwölf Meter Wassertiefe sind dafür zu überwinden. Auch die Gangway-Anlage nimmt langsam Gestalt an.
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Gestern wurde das Richtfest gefeiert, nur eines von vielen festlichen Ereignissen, die im Zusammenhang mit der Neuausrichtung der Linie Rostock-Gedser stehen. So wurden bereits in den letzten Monaten eine neue Lkw-Waschstraße und ein Border-Shop von Scandlines im Rostocker Hafen eröffnet, der Ausbau des Hafens in Gedser begonnen und die ersten Rohbauteile der neuen Fähren zusammengefügt. Sie werden derzeit auf der Stralsunder P+S-Werft gebaut und sollen noch im November vom Stapel laufen.
Insgesamt belaufen sich die Kosten, die Umgestaltungen in den Häfen von Rostock und Gedser sowie eine Umgehungsstraße in Nykøbing umfassen, auf 122 Millionen Euro. 20 Prozent davon werden durch die EU gefördert. Die Umbaumaßnahmen entsprechen der von Bund und Land getragenen verkehrspolitischen Zielsetzung, den Gütertransport von der Straße auf den Wasserweg zu verlagern und sind Bestandteil der von der EU geförderten „Meeresautobahnen“.
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„Der Volumenanstieg des ersten Halbjahres auf unseren Fähren zeigt uns, dass wir mit unserer Arbeit aufs richtige Pferd gesetzt haben“, ist Scandlines-Geschäftsführer Bengt Pihl zuversichtlich. Besonders im Frachtverkehr kann die Reederei Zuwächse verzeichnen. Teilweise seien die Fähren so voll gewesen, dass Einige gezwungen waren zu warten, berichtet Pihl über Engpässe in den Sommermonaten.
Mit den Passagierzahlen zeigt er sich jedoch noch nicht so zufrieden. Nachdem sie bereits im letzen Jahr leicht rückläufig waren, rechnet der Scandlines-Chef aufgrund des Ölpreises auch in diesem Jahr mit einem Rückgang. Positiv bewertet er das Easy-Way-Ticket, das seit Mai dieses Jahres einige Fußgänger und Radfahrer mehr auf die Fähren lockt.
Mehr als eine Million Passagiere, knapp 300.000 PKW, rund 14.000 Busse und 90.000 LKW wurden auf dieser Fährverbindung zwischen Deutschland und Dänemark im vergangenen Jahr befördert.
Mit der Neuausrichtung der Route Rostock-Gedser will Scandlines die Attraktivität der Angebote und die Effektivität der Abläufe steigern. Neue Arbeitsplätze sind nicht vorgesehen, so Pihl.
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Für HERO-Geschäftsführer Dr. Ulrich Bauermeister bedeutet der Ausbau vor allem eine „nachdrückliche Stärkung der Nord-Süd-Verkehrsachse von Skandinavien bis zur Adria über das Fähr- und RoRo-Drehkreuz Rostock“.
Für die Restrukturierung des Hafens ist der Bereich Fähr- und RoRo-Schiffe daher derzeitig ein Schwerpunkt auf der „ewigen Baustelle Hafen“. Seit 2002 wurden im Seehafen insgesamt 214 Millionen Euro investiert. Die Hälfte davon brachte die HERO selbst auf. Noch in diesem Jahr sollen weitere 50 Millionen Euro in den Hafen fließen.
So entsteht im südlichen Teil des Hafens eine neue Logistikhalle als Ersatz für die Kaihalle 8, die dem neuen Fähranleger weichen muss. Für acht Millionen Euro wird ein neues Fährcenter errichtet. Die alten Anlagen werden zurückgebaut, Verkehrsflächen umgestaltet. Der alte Fähranleger wird erstmal als allgemeiner Notanleger weiterhin zur Verfügung stehen, informiert Jörg Heinze.