Wolfgang Friedrich „Die Spur folgt der Aura“
Skulpturen und Grafiken des Rostocker Bildhauers in der Abgusssammlung antiker Plastiken der Universität Rostock
18. Oktober 2011, von Stefanie
„Wer ist die schönste im ganzen Land?“ – zwei antike Schönheiten: Die Aphrodite von Melos und Arethusa stehen sich stolz gegenüber und scheinen sich in ihrer Anmut gegenseitig übertreffen zu wollen. Ausgetragen wird der Schönheitswettbewerb im Saal der Abgusssammlung antiker Plastiken der Universität Rostock.
Hier wird deutlich, dass die Weisheit griechischer und römischer Philosophen und Politiker sowie der Zauber der klassischen Mythologie seit Jahrhunderten zu den wichtigsten Inspirationsquellen für Künstler und Wissenschaftler zählen.
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„Die Antike lebt“, sagt auch der Rostocker Bildhauer Wolfgang Friedrich. Seit seinem Studium in Dresden ist das Werk des 1947 in Torgau geborenen Künstlers stark von der Auseinandersetzung mit der Antike geprägt. Einige der Titel seiner Figuren stellen explizit den Bezug zur Sagenwelt der alten Griechen und Römer her – erkennbar auch die Anlehnung seiner weiblichen Akte an antike Aphroditestatuen.
Über 70 seiner Figuren und auch Collagen sind nun inmitten der universitären Gips-Abgusssammlung zu sehen. Eine ähnliche Ausstellung, die antike und seine zeitgenössische Kunst in einen gewissen Dialog stellt, gab es vor einigen Monaten bereits in Berlin.
Teils lebensgroße, vor allem aber viele Kleinplastiken aus Bronze oder Ton, die Wolfgang Friedrich seit 1980 angefertigt hat, sind nun in dem grünen Saal der Universität ausgestellt. Einige gruppiert unter dem Glas von Vitrinen, die so wie in einer eigenen Welt, innerhalb des gesamten Ausstellungsraumes wirken.
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Immer wieder hat sich der Bildhauer auch mit dem Torso beschäftigt. „Der Torso ist ein Kerngebilde des Körpers und damit, wie der Kopf, Sinnbild der menschlichen Figur und des menschlichen Daseins. Man kann hier vieles konzentrieren“, erklärt Wolfgang Friedrich.
Seine 2007 entstandene Arethusa ist hingegen eine Ganzfigur. Sie steht in Sichtweite zur Kopie von der Aphrodite von Melos, deren Original wahrscheinlich um 100 v. Chr. entstanden ist und heute im Louvre besichtigt werden kann.
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Anders, als im von Touristen überlaufendem Pariser Museum, kann sich der Besucher in der Rostocker Ausstellung jedoch in aller Ruhe auf die Nuancen der Darstellungen einlassen. Durch das natürliche Sonnenlicht, das seitlich in den Raum fällt, wirken diese besonders schön.
„Man könnte leicht denken, dass nach ca. 1000 Jahren antiker Kunstgeschichte, die wir hier an den Abgüssen von Originalen aus den Jahren 600 v. Chr. bis 400 n. Chr. sehen, das Thema der figürlichen Bildhauerei im Grunde genommen in allen Möglichkeiten durchexerziert wurde“, sagt Professor. Dr. Detlev Wannagat, Leiter der Archäologischen Sammlung der Universität Rostock. „Wie man an Wolfgang Friedrich sieht, wird man eines besseren belehrt. Ihm gelingt es immer durch sehr differenzierte Behandlung des Materials und der Oberfläche, auch der Gruppierung der Kleinskulpturen in der Vitrine, neue Perspektiven auf dieses so schlicht erscheinende Thema des menschlichen Körpers und der Figur im Raum zu werfen.“
Die Skulpturen und Grafiken von Wolfgang Friedrich in der Abgusssammlung antiker Plastiken der Universität Rostock können noch bis zum 4. Dezember donnerstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr auf dem Campus der Ulmenstraße 69/ Haus 5 besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.