Tanzland-Studios: „Alarm in der Schule“

Kinder und Jugendliche der „tanzland-studios“ führen Kindertanzstück im Volkstheater vor

28. Mai 2010, von
Studio 1 des „tanzland“  Rostock
Studio 1 des „tanzland“ Rostock

Morgen wird das Kindertanzstück „Alarm in der Schule“ im Großen Haus des Volkstheaters vorgeführt. 250 Kinder und Jugendliche aus den Rostocker „tanzland-studios“ bereiten sich schon seit langem darauf vor und ich durfte gestern bei den letzten Proben dabei sein.

Die „tanzland-studios“ befinden sich ganz in der Nähe der Nikolaikirche in der östlichen Altstadt. Betrieben werden sie vom Tanztheaterprojekt Rostock, das Tanzbegeisterte 1992 gegründet hatten. Gegenwärtig geben dort sechs Trainingsleiterinnen und Trainingsleiter Tanzkurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Zu ihrem Repertoire gehören die unterschiedlichsten Tanztechniken. Auch im Tanztheater, Ballet, Improvisation und Körperarbeit werden Kurse angeboten. Zudem werden immer wieder Tanzstücke erarbeitet. In den letzten Jahren wurden über 50 Tanzproduktionen der „tanzland-studios“ aufgeführt, zuletzt das sehr erfolgreiche Tanzstück „Lyrik in orange“.

Lagebesprechung in den „tanzland-studios“
Lagebesprechung in den „tanzland-studios“

Doch nun zurück zu den gestrigen Proben. Ich fand das „tanzland“ recht schnell. War ich doch einige Wochen zuvor schon im schönen Café „À Rebours“, das sich direkt daneben befindet. Schon im Hausflur hörte ich aufgeregte Kinderstimmen, denen ich nur folgen musste. Studio 1 befindet sich im ersten Stock. Dort angekommen, wurde ich sogleich recht freundlich von Brit Bauermeister und Steffen Höll begrüßt. Sie leiteten den ersten Kindertanzkurs, den ich an diesem Tag miterleben durfte.

Es dauerte noch ein kleines Weilchen, bis sich alle kleinen Tanzakteurinnen eingefunden hatten und so blieb mir noch etwas Zeit, mich in Ruhe umzuschauen. Das Studio sieht ganz so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte – ein großer heller Raum mit einer Spiegelwand. Während Steffen noch die Musik für die nächste Stunde am Computer zusammenstellte, trudelten nach und nach sechs kleine Mädchen ein. Das waren Pauline Lückemann, Natalie Goebel, Lucy Paulin Maier, Clara Luise Lange, Lara Sophie Kleinfeldt und Jenny Krull. Auch am folgenden Tanzkurs nahm kein einziger Junge teil. Ich fragte Steffen Höll, ob das so geplant sei. Er erzählte mir aber, dass das daran läge, dass Jungs nun einmal generell nicht so gern wie Mädchen zum Tanzen gehen würden. Doch es gäbe auch Kurse für Jungen im „tanzland“.

Clara Luise Lange, Lara Sophie Kleinfeldt und Natalie Goebel
Clara Luise Lange, Lara Sophie Kleinfeldt und Natalie Goebel

Die Kleinen wirbelten schon vor Beginn des Kurses unbändig und kichernd durchs Studio. Dann hieß es plötzlich: „Konzentration“ und Steffen und Brit riefen die Mädels zusammen. Bevor die Probe begann, gab es nämlich noch eine kleine Lagebesprechung auf dem Tanzboden.

Dann positionierten sich die sechs in zwei Dreiergruppen an der linken und rechten Seite des Raumes. Die Musik setzte ein. Schritte waren zu hören und ein Hund oder Wolf jaulte. Ich vernahm das gruselige Knarren einer Tür. Dabei bewegten die sechs ihre Arme langsam von links nach rechts. Ganz so, als würden sie selbst gerade diese Tür öffnen. Es war der Song „Thriller“ von Michael Jackson, zu dem sie sich dann voll Freude aber auch konzentriert bewegten. Dabei standen sie sich gegenüber und konnten die jeweils andere Gruppe sehen.

Die Mamas als Kostümbildnerinnen
Die Mamas als Kostümbildnerinnen

Weil alles so gut funktionierte und sich die Mädels so viel Mühe gegeben hatten, durften sie nun spielen. Im Nu waren Ringelreifen, Tobematten und ein bunter Stofftunnel aus der Ecke geholt und sie konnten sich nach Herzenslaune austoben. In der Zwischenzeit bereiteten ihre Mamas die Kostüme für die große Vorführung am Samstag vor. Sie hatten dunkle Shirts und weiße Laken mitgebracht. Die Laken wurden auseinandergerissen und fetzenweise auf die Shirts getackert. Das war gar nicht so leicht. Aber die Muttis gaben sich große Mühe. Ihre Töchter werden übrigens die „Knochenkarle“ spielen. Sie werden kleine Zombies sein, die im Biologieraum ihr Unwesen treiben. Die weißen Flicken auf den Kostümen erinnerten mich an Mullbinden. Die „Knochenkarle“ werden fetzig aussehen, dachte ich mir.

Beide „Knochenkarle“ - Gruppen proben zusammen
Beide „Knochenkarle“ - Gruppen proben zusammen

Die Zeit verging so schnell und die erste Tanzstunde neigte sich schon ihrem Ende entgegen. Auch die kleinen Tänzerinnen des darauffolgenden Kurses werden am Wochenende „Knochenkarle“ tanzen. Zu Beginn des zweiten Kurses probten deshalb beide „Knochenkarle“-Gruppen ihren gemeinsamen Auftritt. „Thriller“ wurde wieder angespielt. Pauline, Natalie, Lucy, Clara Luise, Lara Sophie und Jenny standen erneut an der linken und rechten Seite des Raumes. Doch die Mädels der zweiten Gruppe hatten sich nun zusätzlich in der Mitte aufgestellt und auch sie öffneten jetzt langsam eine imaginäre knarrende Tür. Dann pirschten sie sich wankend und tanzend nach vorn. Da senkten die halbtoten Wesen alle zugleich ihre Oberkörper und hoben ihn sodann langsam wieder empor.

Probe für das Kindertanzstück „Alarm in der Schule“
Probe für das Kindertanzstück „Alarm in der Schule“

Es wird ein gruseliges Abenteuer sein, das die „Knochenkarle“ am 29. Mai im Volkstheater präsentieren werden. Alle Kinder, die ich erleben durfte, waren so begeistert dabei und hatten so viel Freude und Spaß an der Bewegung. Wenn schon die Proben mich derart begeisterten, wie wird dann wohl erst das ganze Stück wirken? Am Wochenende werden neben den „Knochenkarle(n)“, Regentropfen, Geister und Noten, Moleküle, Sternentänzer, Luftballons, Geisterbäume, Roboter und Puppenballerinas in der Schule für allerhand „Alarm“ sorgen.

Friederike Machur
Friederike Machur

Das „Knochenkarlchen“ Friederike Machur freut sich schon sehr auf die Vorstellung. Natürlich werden ihre Eltern auch da sein, erzählte sie mir. Ich fragte sie, was ihr am Tanzen so gefalle. „Also der Tanz und die Schritte und die Kombinationen“, sagte sie. Ja, und sie sei auch ein bisschen aufgeregt, verriet sie mir. Ich glaube, die Aufführung wird für Friederike, wie für alle Tänzerinnen und Tänzer des Stückes ein ganz tolles Erlebnis werden. Und ein bisschen Lampenfieber gehört ja schließlich auch dazu, denke ich.

Dehnübung im „tanzland-studio“
Dehnübung im „tanzland-studio“

Während dann die zweite „Knochenkarle“-Gruppe mit ihrer Trainingsleiterin Galina Weber- Poukhlovski die sogenannte „Schmetterling“s-dehnübung vollführte, konnte ich Steffen Höll eine Frage stellen, die mir schon die ganze Zeit im Kopf herum schwirrte.

Er leitet auch Tanzkurse für Erwachsene und ich wollte nun gern wissen, worin sich die Arbeit mit Kindern von der mit Erwachsenen unterscheidet. Er mache eigentlich mit Erwachsenen wie auch Kindern, die mit dem Tanzen beginnen, zunächst immer dieselben Übungen zur Stärkung des Rhythmusgefühls, erzählte er mir. Da Kinder aber noch nicht so gehemmt wie Erwachsene seien, könnten sie diese viel schneller umsetzen. Sie seien allerdings oftmals nicht ganz so aufnahmefähig wie Erwachsene und könnten manche Bewegungen technisch auch noch gar nicht verwirklichen.

„Ansonsten machts mit Kindern manchmal mehr Spaß“, verriet mir der Trainingsleiter. Denn in der Vorbereitung müsse man wesentlich mehr mit ihnen agieren und das, was man ihnen beibringen wolle, möglichst sinnvoll präsentieren. Sie „zeigen einem“ nämlich „wesentlich schneller, wenn ihnen etwas nicht gefällt“ als Erwachsene. Diese diskutieren darüber lieber noch ausführlich nach der Übung. Dafür müssten erwachsene Tänzer, im Gegensatz zu Kindern, wieder lernen, „dass so eine Bewegung eigentlich natürlich entsteht“, sagte Steffen.

Kindertanzstück im Volkstheater
Kindertanzstück im Volkstheater

Die Inszenierung und Choreographien des Kindertanzstückes „Alarm in der Schule“ erarbeiteten Andrea Krüger, Yvonne Blumenthal, Claudia Deichen, Galina Weber- Poukhlovski, Brit Bauermeister, Steffen Höll, Eric Steinbacher und Peter Mann. Wer sprechende Bäume, tanzende Riesentropfen, die kleinen „Knochenkarle“ und vieles mehr selbst erleben möchte, kann das Stück am 29. Mai um 10.00 und 12.00 Uhr im Großen Haus des Volkstheaters erleben. Die kleinen Tänzerinnen und Tänzer freuen sich jetzt schon auf ihr Publikum.

Am 6. Juli diesen Jahres um 20.00 Uhr findet zudem die Premiere des Tanzstücks „scanning“ im Rostocker Peter-Weiss-Haus statt. Mehr über dieses Stück und die Kurse der „tanzland-studios“ erfährt man unter www.tanzland-rostock.de.

Schlagwörter: Ballett (3)Kinder (170)Tanz (33)Tanzland (11)Volkstheater (250)