Ausstellung zur Biodiversität im Zoo Rostock

„Biologische Vielfalt – Es geht uns alle an“: Was die EU tut, um den Verlust der biologischen Vielfalt zu bremsen, können Zoobesucher in einer Ausstellung im Altaffen-Haus nachlesen

29. November 2011, von
Sprechende Säulen im Altweltaffenhaus
Sprechende Säulen im Altweltaffenhaus

Elefanten, Pinguine, Höhlensalmler, Rosenkäfer – im Rostocker Zoo können die Besucher einen kleinen Einblick in die Vielfalt der Tierwelt unserer Erde erhalten. Fast 250 Tierarten werden auf dem 56 ha großen Gelände ausgestellt. „Wenn wir die Zahl der Tier- und Pflanzenarten zwischen den Gehegen des zoologischen Gartens zählen, kommen wir bis auf 3000 Arten“, ergänzt Zoodirektor Udo Nagel.

Weltweit rechnet man mit zwei Millionen beschriebenen Tier- und Pflanzenarten. Wie viele aber tatsächlich auf unserem Planeten leben, gilt bisher als nicht seriös schätzbar.

Seit jeher profitiert der Mensch von dieser Vielfalt, die als Biodiversität bezeichnet wird. Heute speichern Wälder, Moore und Feuchtgebiete weltweit etwa die Hälfte der Kohlenstoffemissionen. Dreiviertel unserer Medikamente werden aus natürlichen Ressourcen gewonnen. Bienen und andere Insekten tragen durch Bestäubung jährlich über 150 Millionen Euro zur Wirtschaftsleistung bei.

Doch die Vielfalt der Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten schrumpft in einem nie zuvor da gewesenen Tempo, so die Beobachtung von Wissenschaftlern. „Es ist nicht das Problem, dass eine Art ausstirbt. Das hat es über die Jahrmillionen immer gegeben. Unser Problem ist die Verringerung der Varianz, dass der genetische Pool immer kleiner wird“, betont Nagel.

Das Altweltaffenhaus im Zoo Rostock
Das Altweltaffenhaus im Zoo Rostock

„Hohe wirtschaftliche Kosten werden entstehen, wenn wir nichts zum Erhalt dieser Ressourcen unternehmen“, heißt es in einem Text, der zur Ausstellung „Biologische Vielfalt – Es geht uns alle an“ gehört. Noch bis zum 16. Januar ist sie im Altweltaffenhaus im Zoo Rostock zu sehen. Präsentiert wird sie vom Informationsbüro des Europäischen Parlaments in Deutschland. Ein besonderer Schwerpunkt liegt daher auf der Rolle der Europäischen Union (EU) und ihrer Maßnahmen, die Vielfalt der Arten und Lebensräume in Europa zu schützen.

Ausstellung über Biodiversität in Europa im Zoo Rostock
Ausstellung über Biodiversität in Europa im Zoo Rostock

Etwa 42 Prozent der Säugetiere, 15 Prozent der Vögel und 45 Prozent der Schmetterlinge und Reptilien werden hier als gefährdet eingestuft. Vor allem der Mensch als Nutzer der biologischen Vielfalt gilt als Hauptverursacher des Naturverlustes. Industrialisierte Landwirtschaft, Verstädterung, Verkehr, Massentourismus und Überfischung zerstören wichtige Lebensräume. Im weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen wird eine ernsthafte Gefahr für das Klima gesehen, dessen Erwärmung zu bedrohlichen Überschwemmungen und Dürren führt.

Die Relevanz des Erhalts der Biodiversität für die Menschen wurde auch von der EU erkannt. So wollen die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten den Verlust der biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2020 stoppen.

Roll-Ups der Ausstellung
Roll-Ups der Ausstellung

Seit 1979 hat die Europäische Union zahlreiche Gesetze und Richtlinien zum Schutz der Natur erlassen. Grenzübergreifend wurden so 26.000 Schutzgebiete (etwa ein Fünftel der Fläche der EU) eingerichtet, Jagdverbote verordnet und 194 Arten unter Schutz gestellt. Auch Regeln für die Reinhaltung von Luft und Wasser werden von der EU aufgestellt. Mit zwei Milliarden Euro unterstützt die EU zwischen 2007 und 2013 Umwelt- und Naturschutzprojekte, wie Renaturierungsmaßnahmen. Mit zwölf Milliarden Euro versucht sie das Vordringen fremder Arten, die zur Bedrohung für die einheimische Flora und Fauna werden, zu bekämpfen und setzt sich für strengere Grenzkontrollen ein. Verlust von finanzieller Unterstützung der EU droht denjenigen Landwirten, die mit ökologisch schädlichen Methoden arbeiten. „Ökologische Maßnahmen müssen jedoch noch stärker ausgeweitet werden“, heißt es in der Ausstellung und dass man auf EU-Ebene um eine gemeinsame Agrar- und Fischereipolitik ringt.

All das und etwas mehr erfährt man auf zehn beidseitig bedruckten Roll-Ups, die im Altweltaffenhaus aufgestellt wurden, um die Fakten darzulegen. Auf einer mehr persönlichen Ebene werden die Besucher von sechs sprechenden Säulen mit Spatz, Eiche, Thunfisch, Apfel, Eichhörnchen und Frosch angesprochen.

Ausstellung im Altweltaffenhaus
Ausstellung im Altweltaffenhaus

Die Texte, die einzelne Themen beleuchten, aber auch einen groben Gesamtüberblick geben, versuchen einen kleinen Eindruck über die Zusammenhänge zwischen dem ökologischen und ökonomischen System Europas herzustellen und die Arbeit der EU zu rechtfertigen. Auch zukünftige Vorhaben, wie die Vernetzung von Schutzgebieten und die stärkere Einbeziehung aller Politikbereiche, werden darin angedeutet.

Allerdings muss alles nur bei Andeutungen bleiben, zu komplex ist das Thema. Konflikte, die bei der Umsetzung der Ziele auftreten, werden ebenfalls ausgespart.

Auf den Einsatz von Bildern und Grafiken wird bei dem Versuch das Thema „biologische Vielfalt“ in einer Ausstellung zu veranschaulichen nahezu komplett verzichtet. Stattdessen verlassen sich die Macher ausschließlich auf das gesprochene und geschriebene Wort. Ob das bei den Zoobesuchern genügend Aufmerksamkeit erregt, wenn in Sichtweite die Wanderus und Husarenaffen zwischen den Ästen herumtoben?

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