Mehr Kreuzfahrtschiffe, weniger Umschlag im Rostocker Hafen
Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock zieht Halbjahresbilanz: sieben Prozent weniger Umschlag, gleiches Aufkommen an Fährpassagieren und mehr Kreuzliner
11. August 2012
In Rostock gingen im ersten Halbjahr 2012 insgesamt 11,2 Millionen Tonnen (brutto) Güter über die Kaikanten. Davon wurden 10,4 Millionen Tonnen im Seehafen und 800.000 Tonnen in anderen Rostocker Hafenanlagen wie dem Chemiehafen Yara sowie Fracht- und Fischereihafen umgeschlagen. Die Gütermengen im Seehafen und den anderen Rostocker Hafenanlagen befinden sich damit um sieben Prozent unter Vorjahresniveau. Die Zahl der beförderten Fährpassagiere von und nach Nordeuropa stieg hingegen von Januar bis Juni 2012 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht um 1.000 auf 851.000 an.
Seehafen Rostock
Von den 10,4 Millionen Tonnen umgeschlagener Güter im Seehafen (minus sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr) entfielen 6,3 Millionen Tonnen auf die rollende Fracht des Fähr- und RoRo-Verkehrs. In diesem Segment gab es ein Minus von 300.000 Tonnen bzw. fünf Prozent. Der Anteil der Fähr- und RoRo-Güter am Gesamtumschlag im Universalhafen Rostock betrug im ersten Halbjahr 61 Prozent. 39 Prozent bzw. 4,1 Millionen Tonnen wurden mit dem Umschlag von Schütt-, Flüssig- und Stückgütern erzielt, was eine Abnahme von 400.000 Tonnen bzw. neun Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2011 bedeutet. „Die stagnierende wirtschaftliche Entwicklung im Einzugsgebiet des Rostocker Hafens hat natürlich Auswirkungen auf die Transportströme und damit auch das Umschlaggeschehen. Erschwerend wirken sich in diesem Jahr auch Sonderentwicklungen aus, wie der Verlust von Fracht durch die Ausbauarbeiten der Deutschen Bahn auf der Strecke Rostock–Berlin“, so Ulrich Bauermeister, Geschäftsführer der Hafen-Entwicklungsgesellschaft.
3.622 Fähr-, RoRo-, Fracht- und Kreuzfahrtschiffe liefen im ersten Halbjahr 2012 den Rostocker Seehafen an, davon 2.647 Fähren. Auf den vier Fähr- und drei RoRo-Verbindungen von und nach Dänemark, Schweden, Finnland, Polen und England wurden 162.863 LKW (begleitete Einheiten) transportiert, eine Minus von zwei Prozent. Auch der Umschlag von unbegleiteten Einheiten (Trailer) nahm etwas ab. 56.431 Trailer rollten über die Kaikanten, ein Rückgang von ebenfalls zwei Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2011.
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Auf dem Terminal für den Kombinierten Ladungsverkehr (KV) verkehren wöchentlich 30 Kombiverkehrszüge von und nach Verona (12), Basel/Domodossola (5), Duisburg/Hamburg (6), Novara (3), Brno (2) und Wels (2). „Durch die von unseren Großkunden wie Hanggartner, LKW-Walter und Schenker erfolgte Umstellung der eingesetzten Behälter von kleineren Ladeeinheiten wie Wechselbrücken auf größere Ladeeinheiten wie Trailer wurde zwar die Anzahl der umgeschlagenen Einheiten weniger (von 38.304 auf 35.833), aber die umgeschlagene Ladung – umgerechnet auf Trailer-Einheiten – mehr (von 30.939 auf 32.401). Dabei entsprechen zwei Wechselbrücken einer Trailer-Einheit“, erläutert Ulrich Bauermeister. „Wir sind mit dieser Entwicklung zufrieden, vor allen Dingen auch vor dem Hintergrund der aktuellen Bauarbeiten auf dem KV-Terminal und den diversen Erneuerungs- und Instandsetzungsarbeiten auf für uns wichtigen Bahnstrecken.“
Der Flüssiggutumschlag der ersten sechs Monate 2012 von 1,4 Millionen Tonnen verharrt konjunkturbedingt auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres. Insbesondere Naphta, Heiz- und Gasöl wurden über die Kaikanten gepumpt.
Bei den Schüttgütern wurde mit 2,5 Millionen Tonnen das Vorjahresergebnis um 400.000 Tonnen verpasst. Der Umschlag von Getreide (Braugerste, Gerste, Malz, Roggen und Weizen) lag mit 1 Millionen Tonnen rund 180.000 Tonnen unter dem ersten Halbjahr 2011 (Gerste: minus 200.000 Tonnen, Weizen plus 63.000 Tonnen). 40 Prozent aller bewegten Schüttgüter entfielen auf den Getreideumschlag. „Durch die Bauarbeiten an der Bahnstrecke Rostock-Berlin fehlt uns in diesem Jahr der Zementumschlag“, sagt Ulrich Bauermeister. „So reißt in der Schüttgutbilanz der fehlende Zementumschlag ein Loch von weiteren 200.000 Tonnen.“ Nennenswerte Einbußen gab es neben dem Umschlag von Getreide und Zement bei Eisenerz (minus 60.000 Tonnen) und Kohle (minus 50.000 Tonnen).
Ein überdurchschnittliches Halbjahresergebnis wurde beim Umschlag von Raps erzielt (plus 70.000 Tonnen). „Bei der Entwicklung des Getreideumschlags in der zweiten Jahreshälfte wird vieles von der laufenden Ernte abhängen. Die Marktpreise sind ordentlich. Anders sieht es bei Kohle und Erz aus, deren Nachfrage typische Frühindikatoren der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung sind. Und die sieht derzeit nicht rosig aus. Hingegen verstehen wir den Strukturwandel bei der Energieerzeugung, die auf eine stärkere Nutzung regenerativer Energien setzt, auch als Chance für den Industriestandort Rostock“, sagt Ulrich Bauermeister.
Im Stückgutbereich konnte in den ersten sechs Monaten des Jahres 2012 ein leichter Anstieg von zwei Prozent verzeichnet werden. 252.000 Tonnen wurden über die Kaikanten gehievt. Vermehrt wurden Brammen (plus 12.000 Tonnen), Knüppel und Vorblöcke (plus 8.000 Tonnen) und Metallrohre (plus 26.000 Tonnen) umgeschlagen.
Investitionen der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock mbH
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„Der Hafen ist und bleibt eine permanente Baustelle. Wir planen in diesem Jahr erneut mit einem Investitionsvolumen von rund 50 Millionen Euro. Die Höhe der Investitionen spricht auch für die Qualität des Standorts und der hier tätigen Hafenwirtschaft sowie für das Potenzial in unserem Einzugsgebiet. Etwa 21 Millionen Euro sind für den weiteren Ausbau des Fähr- und RoRo-Terminals sowie der Umschlaganlage für den Kombinierten Ladungsverkehr (KV) vorgesehen. Der Fähranleger am Liegeplatz 54 wurde im Frühjahr fertig gestellt sowie die 2011 begonnene Neugestaltung des gesamten Fährterminals abgeschlossen“, sagt Ulrich Bauermeister.
Die nördliche Erweiterung von Pier III um 12 Hektar wurde in diesem Frühjahr ebenfalls beendet. Die Gesamtkosten für diese Landgewinnung betrugen 37 Millionen Euro. Die Ufereinfassung wurde bereits 2010 erstellt, die Geländeauffüllung mit 1,68 Millionen Kubikmeter eingespültem Ostseekies im letzten Jahr vorgenommen. Auch der neue Schwerlastliegeplatz 15 an der Ostseite von Pier III wurde für rund 5 Millionen Euro fertig gebaut.
Weitere große Bauprojekte im Jahr 2012 sind: Sanierung der neuen Dalben-Steg-Anlage am Liegeplatz 5 im Ölhafen für rund 2 Millionen Euro (bereits abgeschlossen) sowie Bau und Fertigstellung der östlichen Straßenanbindung zum Gewerbegebiet im Hafenvorgelände für rund 2,5 Millionen Euro.
Umbau des KV-Terminals bis 2013
Seit Anfang Mai diesen Jahres baut die Hafen-Entwicklungsgesellschaft mit dem regionalen Bauunternehmen STRABAG AG das Terminal für den Kombinierten Ladungsverkehr (KV), südlich von Pier I, bei laufendem Betrieb um. Das neue, leistungsstrake Umschlagterminal für Schienen-, Straßen- und Schiffsgüter wird bis Ende 2013 auf einer Fläche von rund 30.000 Quadratmetern umgebaut. Das gesamte KV-Terminal erstreckt sich auf etwa 70.000 Quadratmetern. Der Rückbau von zwei Rampen und zwei Gleisen, sowie die Verlängerungen und die Verlegungen von Gleisen, wurden bereits im Juni 2012 fertiggestellt.
Das KV-Terminal verfügt momentan über zwei Gleise, auf denen im vergangenen Jahr circa 77.000 Einheiten verladen wurden. Das entspricht einem Volumen von etwa 1,5 Millionen Tonnen. Der Umschlag erfolgt derzeit mit drei leistungsstarken, jeweils über eine Hubkraft von über 45 Tonnen verfügenden Reachstackern.
Nach Ende der Bauarbeiten im kommenden Jahr stehen dann zusätzlich drei weitere Gleise für den Umschlag zu Verfügung. Die dann insgesamt fünf Gleise werden durch zwei neue, kurventaugliche Portalkräne bedient, jeder mit einem Gewicht von 500 Tonnen, einer Höhe von 35 Meter und einer Spannweite von 76,5 Meter. Dadurch wird die Umschlagkapazität des Terminals verdoppelt. Die Gesamtinvestitionen für das Projekt belaufen sich auf 17 Millionen Euro. Das „Eisenbahn-Bundesamt“ fördert den Um- und Ausbau zu 70 Prozent, der Eigenanteil der Hafen-Entwicklungsgesellschaft beträgt über 5 Millionen Euro.
Die Aufnahme einer neuen KV-Verbindung nach Wien ist voraussichtlich für Herbst 2012 geplant, sowie für das kommende Jahr ein Dienst nach Triest mit Anschluss in die Türkei und nach Südosteuropa. „Als Teil des Ostsee-Adria-Korridors ist die intermodale Verbindung über Rostock die kürzeste und schnellste Verkehrsverbindung zwischen Mitteleuropa, Südeuropa und Skandinavien“, erläutert Ulrich Bauermeister.
Schiffsabwasserentsorgung in Warnemünde
Zum Start der Kreuzfahrtsaison im April 2012 wurde in Kooperation mit dem Ver- und Entsorgungsunternehmen Eurawasser die Annahme und Aufbereitung von Schiffsabwässern an den drei Kreuzfahrt-Liegeplätzen in Warnemünde möglich. Dafür investierte die Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock zwei Millionen Euro in die entsprechenden Anlagen und das Leitungsnetz am Passagierkai.
Da die öffentlichen Abwässer in der Hansestadt Rostock von einer biologischen Aufbereitungsanlage geklärt werden, ist die Annahme von gechlortem Schiffsabwasser ausgeschlossen. Von Eurawasser vorgegebene Grenzwerte für in das öffentliche Abwassernetz einzuleitende Schiffsabwässer wie PH-Wert, Leitfähigkeit, Chloride und AOX-Verbindungen (Adsorbierbare organisch gebundene Halogene) wurden den Reedereien im Vorfeld und werden den jeweiligen Schiffen vor Anlauf in Warnemünde mitgeteilt. Nur wer diese Grenzwerte einhält, darf das so genannte Grauwasser über bordeigene Pumpen in das öffentliche Abwassernetz einleiten. Dieses Brauchwasser wird in einer Analysestation im Hafen permanent überprüft, um Grenzwertüberschreitungen auszuschließen.
Bis Mitte Juli wurden in Warnemünde mehr als 10.000 Tonnen Schiffsabwässer, vorzugsweise von Schiffen mit bordeigenen Kläranlagen, direkt in das neu geschaffene Entsorgungssystem im Passagierhafen Warnemünde eingeleitet.
„Mit einem Investitionsvolumen von jeweils 50 Millionen Euro im letzten und in diesem Jahr haben wir die größten Bauvorhaben der letzten 20 Jahre im Hafen Rostock angeschoben und abgeschlossen. Der Umbau des Fährterminals und die Norderweiterung von Pier III waren dabei die umfangreichsten und anspruchsvollsten Projekte. Einen besseren Beleg für die Umsetzung unseres Mottos, interne Hafenentwicklung kommt vor externer Erweiterung, kann es kaum geben“, so Ulrich Bauermeister.
Passagierhafen Warnemünde: Das Hoch im Norden
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Mit insgesamt 180 Anläufen von 39 Hochseekreuzfahrtschiffen bleibt der Passagierhafen Rostock-Warnemünde auch in dieser Saison der beliebteste deutsche Kreuzfahrthafen. 24 internationale Reedereien haben den bei Passagieren und Besatzungsmitgliedern beliebten Kreuzfahrthafen in der südlichen Ostsee in ihre Routenplanung als Ausgangspunkt für Ausflüge in die Hansestadt, das Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern und in die deutsche Hauptstadt Berlin aufgenommen.
„Nach der herausragenden Saison 2011 mit 158 Anläufen von 34 Schiffen haben wir in diesem Jahr noch etwas mehr zu tun bekommen. Das ist gut für die Stadt, das Land und den Hafen. Die Welt kommt zu uns zu Besuch. Damit erhöht sich nicht nur die Internationalität in Rostock, sondern auch die Wertschöpfung. Die Hafenstadt an der Warnow bleibt Deutschlands beliebtestes Reiseziel für Kreuzfahrttouristen aus aller Welt. Das spricht für den Hafen, die Region und alle rund um die Kreuzschifffahrt agierenden Dienstleistungsunternehmen und Behörden“, freut sich Ulrich Bauermeister, Geschäftsführer der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock.
Die Rostocker Reederei AIDA Cruises startet wieder mit zwei Schiffen, AIDAsol und AIDAblu, von Warnemünde aus zu insgesamt 33 Rundreisen in die Ostsee. Die amerikanischen Reedereien Norwegian Cruise Line und Princess Cruises sowie die italienische Reederei Costa führen Teilreisewechsel durch. Drei Vierfachanläufe, am 10. Juni, 20. und 23. Juli, bei denen an den ersten beiden Terminen ein Schiff in den Überseehafen ausweichen musste, und zwölf Dreifachanläufe stehen im Anlaufkalender für 2012.
Sechs Schiffe steuerten erstmals die Warnowmündung an: Costa Voyager, Costa Fortuna, Gann, Nautica, Star Flyer und Ryndam. Am häufigsten sind die Kreuzfahrtschiffe AIDAblu (17 Mal), AIDAsol (16 Mal), Costa Fortuna (15 Mal), Norwegian Sun (15 Mal), Emerald Princess (11 Mal) und Empress (10 Mal) in Rostocks Ostseebad zu Gast.
„Von den 180 Schiffsanläufen nehmen 74 einen vollen bzw. teilweisen Reisewechsel am Warnemünder Passagierkai vor, was eine signifikante Steigerung dieses wertschöpfungsintensiven Bereiches des Kreuzfahrtgeschäfts bedeutet. Diese hohen Anlaufzahlen größtenteils an den drei Warnemünder Liegeplätzen zu bewältigen, ist ein Beleg für die hohe Professionalität aller in diesem Geschäftsbereich tätigen Unternehmen, Behörden und Mitarbeiter sowie für den effizienten Umgang der Hafen-Entwicklungsgesellschaft mit Investitionen“, so Ulrich Bauermeister.
Voraussichtlich am 25. November wird diese neue deutsche Rekordsaison mit dem Auslaufen des englischen Passagierschiffes Black Watch enden.
Quelle: Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock mbH