Wanja und Misho toben auf der Rostocker Bärenanlage
Kamtschatkabärenzwillinge aus Hamburg erkunden die Außenanlage der Bärenburg im Zoo Rostock
5. Mai 2014, von Stefanie
„Die schöne Anlage!“ Das Bedauern der Zoomitarbeiter, dass das Braunbärenfreigehege wohl in einigen Wochen nicht mehr so schön grün aussehen wird, ist viel geringer als ihre Freude angesichts der beiden jungen Bären, die darauf herumtollen und dabei den Bewuchs schon ordentlich zerlegen.
Wanja und Misho heißen die beiden Kamtschatkabären, die im Januar 2011 in Hagenbeck geboren wurden. Seit heute bringen sie wieder Leben auf die Bärenburganlage, die nach dem Tod des Kodiakbären Bodo verwaist geblieben war. Ein wenig Nervosität ist ihnen zwar noch anzumerken, vieles ist noch ungewohnt, wie das kleine Auto, das die Mülleimer am Zaun entleert. Dennoch freut sich Matthias Petzold: „Es ist schön, dass sie ohne Angst heute Morgen rausgegangen waren.“ Am Freitag waren sie im Rostocker Zoo angekommen, haben sich am Wochenende hinter den Kulissen eingewöhnt und ihre Pfleger kennengelernt. Die können die beiden zwar schon gut unterscheiden am Gesicht, das Fell des einen ist heller, dem anderen fehlt vorne eine Kralle. Die Namen zuordnen können sie allerdings noch nicht. Das muss mit einem Telefonanruf nach Hamburg noch nachgeholt werden.
Derweil erkunden die beiden halbstarken Zwillingsbrüder schon ihr neues Zuhause. Den einen zieht es auch schon in den Wassergraben. Erst taucht er nur mit dem Kopf unter Wasser, dann lässt er sich ganz sachte von den Stufen ins Nass. Denn „anders als die Eisbären, die einfach reinhüpfen, drehen sich Braunbären um und gehen normalerweise vorsichtig mit dem Hintern zu erst rein“, erklärt Matthias Petzold.
Der braucht sich über den Unterhaltungswert bei Schaufütterungen keine Sorgen machen. Als er einen Apfel zur Fütterung mit der Hand nach oben hält, erhebt sich der andere auf seine Hinterläufe und winkt mit den Vorderpfoten. Geschickt fängt er den Apfel mit seinem Maul, um ihn genüsslich zu verspeisen.

Erstmal werden sie für mindestens ein Jahr in Rostock bleiben. Als Platzhalter, bis das Gelände für das große Bauprojekt „Polarium“ freigezogen werden muss. Wohin es sie danach zieht, steht noch nicht fest. Neben Hagenbeck in Hamburg hält bisher nur noch der Gelsenkirchener Zoo Kamtschatkabären, eine Braunbärenunterart, die ursprünglich im Osten Russlands, auf der Halbinsel Kamtschatka und in Nordsibirien beheimatet ist. Während in Gelsenkirchen noch eine alte Kodiakbärendame ihren Lebensabend verbringen darf, kann sich Hamburg schon über eine weitere Nachzucht freuen. Aus Platzgründen half Rostock deshalb aus.
Nach Mishos und Wanjas Auszug will der Zoo Rostock allerdings keine Braunbären mehr halten. „Wir werden uns auf die Eisbärenhaltung spezialisieren und konzentrieren. Die Anforderungen werden immer größer, was die artgerechte Haltung und den Platzbedarf betrifft. Es ist nicht immer gut, viele Arten zu zeigen, sondern sie sollen artgerecht untergebracht werden“, gibt Kuratorin Antje Zimmermann einen Ausblick.
Doch solange die Finanzierung der neuen Eisbären- und Pinguinanlage noch nicht steht, keine Fördermittel bewilligt sind und noch Spenden gesammelt werden, gibt man sich im Zoo entspannt und genießt den Anblick der beiden lebhaften Bären.
Hinter den Kulissen laufen derweil schon die Vorbereitungen für die neue Heimstätte der Rostocker Eisbären und Pinguine. Das Gelände der alten Bärenburg mit der Nasenbärenanlage aus den 1960er Jahren wird dafür komplett umgebaut, wobei die Bäume erhalten werden sollen. Die neuen Anlagen sollen den Bewohnern viel mehr Platz bieten. Die Besucher sollen die Eisbären und Pinguine auch Unterwasser beobachten können. Die Fertigstellung ist für 2016/7 angepeilt.