1. PARK(ing)-Day und autofreies Fest in der Langen Straße
Am autofreien Klima-Aktionstag flanieren 10.000 Menschen über die Lange Straße
17. September 2012, von Andre
Eine Parkraumbewirtschaftung der etwas anderen Art gab es am Sonntag in der Langen Straße. Wo sonst an einem Sonntag 10.000 Autos durchfahren, waren gestern genauso viele Fußgänger unterwegs, um den ersten autofreien Klima-Aktionstag zu feiern. Doch nicht nur die Straße war von Autos befreit, auch die anliegenden Parktaschen. Grund genug, um diese im Rahmen des PARK(ing)-Days kreativ zu nutzen.

Die Idee dieser besonderen Aktion, die erstmals 2005 in San Francisco durchgeführt wurde, ist es, für mehr Grünflächen in der Öffentlichkeit zu werben. Dazu waren Vereine, Anwohner und Institutionen eingeladen, sich beim Amt für Umweltschutz anzumelden, um eine oder mehrere der über 60 Parkflächen in der Langen Straße in kleine Parks zu verwandeln.
Etwa 20 Parkgestallter nahmen an der Rostocker Premiere teil. Dabei kam das Grüne insgesamt leider etwas kurz. Oft informierten Unternehmen auf den Flächen über ihre Angebote, Pflanzen oder Kunstrasen sah man dagegen nur recht selten. Trotzdem war Ilona Hartman vom Amt für Umweltschutz mit dem Tag sehr zufrieden: „Die Resonanz ist viel größer, als ich erwartet habe. Die Aktion muss sich erst rumsprechen. Und wenn es im nächsten Jahr wieder so einen Tag gibt, kann man sicher auch mehr kleine Oasen sehen.“

Zu den Parktaschengestaltern gehörte auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club. Der Verein präsentierte verschiedene Möglichkeiten, auch mit dem Fahrrad große Lasten zu transportieren. So erfreuen sich Fahrradtaschen und spezielle Anhänger schon immer größerer Beliebtheit. In Deutschland noch recht selten sind die sogenannten Lastenräder. Diese aus Skandinavien stammenden Gefährte können mit speziellen Vorrichtungen teilweise sogar locker eine Waschmaschine stemmen.
Eine Probefahrt mit dem E-Bullit, einem Elektro-Lastenrad, wagte auch Georg Kämmert. Er selbst besitzt kein Auto, da er meint, in Rostock auch alles bequem mit dem Fahrrad erledigen zu können. „Im Moment komme ich gut klar, aber irgendwann für Kind und Kegel brauche ich sicher etwas Größeres. Da wäre ein Lastenrad schon ideal“, erzählte der Rostocker. Durch den verlagerten Schwerpunkt war die erste Fahrt auf der autofreien Langen Straße noch etwas ungewöhnlich, doch er ist sich sicher, dass sich das mit der Zeit legt.

Auch neben den Parktaschen und auf der Straße war viel los. Kinder konnten beim Circus Fantasia verschiedene Spielgeräte ausprobieren und sich am Stand des Darwineums auf einer großen Spielplatte austoben. Die Forschungsgruppe Kunst war auf der Suche nach einem Gestaltenwandler und die Designakademie Rostock lud zu einer Partie Klima-Schach ein. Gespielt wurde nicht an kleinen Brettern, sondern mit lebensgroßen Figuren der Seiten Mutter Natur und Industrie. Abgerundet wurde das bunte Treiben von Musik, Jonglage und Straßenkünstlern wie dem Stelzenläufer Uwe Albrecht vom Figurentheater Puppenstelz.

Dieser hatte, in seiner Rolle als Madame Pompadeuse de Beaujolais, auch die besondere Aufgabe, eine Radler-Überraschung zu enthüllen. Dabei handelt es sich um den ersten Rostocker Fahrradzähler. Mit der Tafel werden zukünftig alle Biker eines Tages und das Gesamtaufkommen registriert und angezeigt. Im Laufe des nächsten Jahres sollen dieser Station dann drei weitere im Stadtgebiet folgen, um ein genaues Bild über das Fahrradaufkommen in der Hansestadt zu bekommen.
Es war wirklich ein spannendes Erlebnis, die Lange Straße einmal autofrei zu erleben. Und wer weiß, vielleicht ist das ja auch ein Modell mit Zukunft. Erst einmal bleibt es aber ein einmaliges Ereignis, das mit einem PARK(ing)-Day 2013 nach Wiederholung schreit.