Grüne Dünen für Rostocks Stadthafen
Zur Bundesgartenschau 2025 soll im Stadthafen Rostock eine grüne Hügellandschaft entstehen – so sieht der Siegerentwurf des Gestaltungswettbewerbs aus
21. Mai 2021, von Olaf
Am Christinenhafen, wo jetzt noch Hunderte Autos an der Kaikante parken, sollen zur Bundesgartenschau (Buga) 2025 grüne Dünen wachsen. Das sieht der Siegerentwurf des Gestaltungswettbewerbs für den Rostocker Stadthafen vor.
Nach elfstündiger Beratung ging der 1. Preis am Dienstagabend an die Arbeitsgemeinschaft A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH mit Holzer Kobler Architekturen GmbH aus Berlin. Mit im Boot ist Architekt Volker Mau, der Rostock sehr gut kennt. „Ich habe meinen Rucksack von der Kindheit und Jugend, die ich hier verbracht habe, mit eingebracht“, sagt Mau, der jetzt in Zürich arbeitet. Richtig schön war der Stadthafen nie, er habe mehr Transferzwecken gedient, findet der Architekt. Das soll sich jetzt ändern.
Dünenlandschaft mit integriertem Hochwasserschutz
Die etwa vier bis fünf Meter hohen grünen Dünen oder Wiesenschollen, wie die Planer sie nennen, sollen mehr Aufenthaltsqualität in den Rostocker Stadthafen bringen. „Die Idee resultiert eigentlich daraus, dass der Festungsring hier vorne auf den Hafen trifft“, erläutert Landschaftsarchitekt Jan Grimmek von A24 Landschaft seine Idee. Von dem wesentlich höheren Kanonsberg soll die Anlage auf die Hafenseite überspringen und sich „in dem Archipel aus unterschiedlichen Schollen auflösen“.
„Die Stadt jetzt ans Wasser zu bringen, sei das Ziel“, sagt Grimmek. „Dass die Wasserlagen wieder neu entdeckt wurden und damit die Städte unheimlich viel an Lebensqualität gewonnen haben“, sei in den letzten Jahrzehnten an vielen Orten passiert, ergänzt sein Kollege Steffan Robel. Der „bisschen unwirtliche, zugige“ Stadthafen, der „jahrzehntelang komplett von der Stadt ausgeschlossen war“ soll neu entdeckt und mit Leben gefüllt werden. „Das Grün ist das Erste, was dem Ort eine neue Wohlfühlatmosphäre gibt“, sagt Robel.

Durch die Hügellandschaft soll eine Kleinteiligkeit entstehen, die verschiedene Nutzungsmöglichkeiten, etwa für Spiel und Sport, schafft und den Stadthafen zu einem „lebendigen Ort für die Bürger“ werden lässt, so Robel.
Die unterschiedliche Topografie lasse Raum für Fantasie, freut sich auch Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) über den Siegerentwurf. Die bislang großen, offenen Flächen hätten einen Nachteil für die Verweildauer und Qualität. „Wenn Wind ist, kann es ein wenig ungemütlich werden. Die Menschen wünschen sich natürlich, dass das Ganze etwas muckelig ist“, sagt das Stadtoberhaupt.
Ob Dünen in einen Stadthafen gehören? Madsen sieht dies pragmatisch: „Eine Düne gehört an den Strand und wie wir alle wissen, heißt die Straße direkt hier hinter ‚Am Strande‘.“
Einen praktischen Nebeneffekt haben die grünen Hügel: Sie integrieren fast unsichtbar den notwendigen Hochwasserschutz. Nur die Durchgänge müssen bei einem Sturmhochwasser verschlossen werden. Ob dies über automatische Fluttore oder wie bei der Sturmflutschutzwand in Warnemünde mittels Dammbalken passiert, ist noch offen. Zusätzlich dienen die Aufschüttungen dem Lärmschutz vor der L22.
Ein Drittel der Fläche begrünt, weniger Platz für Hanse Sail
Madsen ist der Entwurf noch nicht grün genug. Er wünscht sich mehr Bänke, Grünflächen und Bäume. In Befragungen und im Wahlkampf hätten sich die Rostocker immer wieder einen grünen Stadthafen gewünscht, sagt er. „Das ist nicht so endgültig, das ist, wo wir jetzt miteinander mutig werden sollten.“
Mehr Grün bedeutet andererseits weniger Platz für Großveranstaltungen wie die Hanse Sail, die allerdings nur wenige Tage im Jahr stattfindet. Wir sprechen seit Jahren davon, dass wir „die Hanse Sail ein Stück weit entwickeln wollen“, sagt Madsen. „Zum Entwickeln gehört auch verändern“, trotzdem würde es immer noch „sehr, sehr viel Eventfläche“ geben. „Kann es nicht auch sehr attraktiv sein, dass ich auf so einem Hügel sitze und das Ganze genieße“, fragt der Oberbürgermeister.

Mehrzweckhalle mit 6.000 Quadratmetern Nutzfläche
Teil des Entwurfs ist eine zweigeschossige Mehrzweckhalle („Halle 625“), die insgesamt 6.000 Quadratmeter Nutzfläche bieten wird. Zur Buga soll hier eine Blumenschau gezeigt werden, später könnte das Untergeschoss zur Markthalle werden, auch Gastronomie ist geplant.
Im Obergeschoss sind Büros vorgesehen – Platz für ein digitales Informationszentrum, Startups, aber auch Büros der Verwaltung. Der Entwurf ermöglicht eine sehr flexible Aufteilung der Flächen, erläutert Architekt Mau. Ein Dachgarten ist nicht vorgesehen, stattdessen soll das Dach als Energiespeicher dienen, erklärt Mau. Geplant ist eine Photovoltaikanlage, gleichzeitig soll Tageslicht ins Gebäudeinnere gebracht werden.
An der Wasserkante gegenüber der Halle entsteht das Archäologische Landesmuseum, das allerdings erst nach der Buga 2025 gebaut wird. Während der Gartenschau könnte die Fläche „mit temporären Aktionen sehr gut bespielt werden“, sagt Steffan Robel.
Wie die Besucher künftig von Zentrum in den Stadthafen kommen soll, steht noch nicht fest. Eine mögliche Querung der viel befahrenen Straße L22/Am Strande war nicht Teil des Wettbewerbs.
In den nächsten beiden Monaten werden die Vertragsverhandlungen mit den Büros geführt, kündigt Robert Strauß vom Fachbereich Buga an. Ende 2022, Anfang 2023 soll mit dem Bau der Fußgänger- und Radfahrerbrücke über die Warnow gestartet werden.
Etwa 14 Hektar umfasst das Stadthafen-Areal zwischen Friedrich- und Grubenstraße. Für die Umgestaltung stehen insgesamt 35,5 Mio. Euro zur Verfügung, knapp 32 Mio. Euro werden davon durch das Land Mecklenburg-Vorpommern zur Verfügung gestellt.