Strandfechten 2012 in Warnemünde
Klirrende Klingen am Ostseestrand von Warnemünde
4. August 2012, von Andre
Während es bei den Olympischen Spielen um die Medaillen geht, stand heute in Warnemünde der Spaß im Vordergrund. Trotzdem waren die Duelle der Strandfechter nicht weniger spannend als das Halbfinale von Britta Heidemann in der Degendisziplin vor einigen Tagen in London. Bei strahlender Sonne ließen die Sportler im Ostseebad die Klingen von Degen, Säbel und Florett rasseln.
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Anders als in London fechtet jeder Athlet mit allen drei Waffen und die Ergebnisse werden zusammengetragen. Da die elektronischen Geräte zur Treffermessung durch den Sand beschädigt werden könnten, zählen Treffer nur oberhalb der Gürtellinie. Bei der ursprünglichen Duellwaffe, dem Degen, ist der gesamte Körper die Trefferzone, ebenso beim Säbel, doch hier zählen auch Hiebe als Treffer. Beim Florett bringen nur Treffer auf Hals und Rumpf die erforderlichen Punkte.
Davon müssen in den Vorrundenspielen fünf für den Sieg erreicht werden, in den Finalrunden dann wie in der Halle 15. Um der Outdoorvariante mehr Raum für Taktik zu geben, wird auch nicht auf einer Planche, also einer Fechtbahn, gekämpft, sondern in acht mal acht Meter großen Quadraten. So können die Akteure besser ausweichen und die volle Fläche für Angriffsmanöver ausnutzen. Eine weitere Besonderheit des Strandfechtens sind die Doppelwettkämpfe, in denen jeweils zwei Kämpfer gleichzeitig pro Team ins Viereck steigen.
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Leider hatten die Organisatoren der Fechtabteilungen der HSG Uni Rostock in diesem Jahr ein wenig Pech mit dem Turnier. Da das Turnier in Neubrandenburg ausfiel, wurde in diesem Jahr kein städteübergreifender Cup ausgespielt, sodass der eigentlich für morgen geplante Turniertag abgesagt wurde. Außerdem schreckte die schlechte Wettervorhersage viele Teilnehmer ab, sodass sich nur knapp 20 Fechter am Strand eingefunden hatten. Aber im nächsten Jahr wollen weitere Städte den noch jungen Sport anbieten und so hoffen die Verantwortlichen auch wieder mehr Sportler an den Strand zu locken.
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Erfunden wurde der Sport 1999 in Rostock. Die Hochschulsportler der Uni Rostock waren neidisch, dass die Volleyballer das tolle Wetter und den Strand zum Training nutzen konnten und sie selbst in der heißen Halle schwitzen mussten. So überlegten sie sich, das Training nach draußen zu verlegen und erfanden so das Strandfechten. Nach einigen Jahren Ruhe wird seit dem Jahr 2009 wieder regelmäßig unter freiem Himmel gefochten.
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Zu den erfahrenen Teilnehmern gehört auch Fritz Woltersdorf. Der Arzt, der in Rostock Medizin studiert hat, fechtet schon seit 26 Jahren und war auch bei der Geburt des Strandfechtens dabei. „Es ist deshalb besonders, weil es durch den Sand viel mehr auf Kraft, Taktik und Kondition und weniger auf Schnelligkeit ankommt als in der Halle.“ Er selbst hat bei den Rostocker Fechtern als Trainer gearbeitet und geht nun nach Paderborn, wo er das Strandfechten ebenfalls etablieren will.
Anders als im umstrittenen Halbfinale der Degen-Frauen bei Olympia kam es in Warnemünde zu keinen Protesten. Die Begegnungen liefen fair und freundschaftlich ab und Treffer für den Gegner wurden sofort zugegeben, auch wenn die Technik nicht das bekannte „Piep“ von sich gab. Wer selbst Lust hat, Degen, Florett oder Säbel sportlich in die Hand zu nehmen, kann sich über die Homepage der HSG oder direkt bei den Strandfechtern informieren. Dort lassen sich in den nächsten Tagen auch die Ergebnisse des heutigen Tages finden.