Das Theaterfestival SpielLust 2012 hat begonnen
Freie Theater aus Mecklenburg-Vorpommern verzaubern bis Sonntag die Bühne 602
26. Januar 2012, von Stefanie
Eine wertvolle Kulturperle im winterlichen Rostock ist das alljährliche Theaterfestival SpielLust. Wer sie finden will, muss in die Bühne 602 abtauchen. Noch bis Sonntag werden hier kleine, aber feine Stücke schimmern. Präsentiert werden sie von Darstellern verschiedener freier Theater Mecklenburg-Vorpommerns. Puppenspieler und Schauspieler aus allen Himmelsrichtungen gewähren so Einblick in die Theatervielfalt des Landes abseits der großen städtischen Bühnen.
Den gelungenen Auftakt machte heute Vormittag Annette Wurbs. Die Puppenspielerin aus Neubrandenburg erzählte einem gespannten jungen Publikum Isolde Starks Geschichte „Vom Igel, der keiner mehr sein sollte“.
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Wieso soll der Igel keiner mehr sein dürfen? Weil das eitle Stachelschwein, das im Wald das Sagen hat, dagegen ist. Es duldet keine Stacheltiere neben sich. Also soll der Igel so werden wie einer der anderen Waldbewohner. Hase, Eichhörnchen, Hirsch und Katze – alle Figuren des Stückes werden von Annette Wurbs mit Handpuppen oder Marionetten bewegt. Mit ihrer Stimme verleiht sie jedem Tier einen individuellen Charakter. Umklappbare Kulissen und der raffinierte Einsatz aller Utensilien machen es möglich, dass sie allein einen ganzen Wald zum Leben erweckt.
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Dort geht es aber nicht gerade freundlich zu. Obwohl der Igel doch extra seinen behüteten, aber langweilig gewordenen Garten verlassen hat, um hier Freunde zu finden. Doch die Tiere lachen ihn nur aus bei seinem vergeblichen Versuch sich anzupassen, um akzeptiert zu werden. Sogar Prügel muss der Igel einstecken, bevor er begreift, dass er nicht so sein kann wie andere. „Wer bist du?“, „Was willst du?“, blafft ihn der Maulwurf rüde an. Blind wie Justitia und schwarz gekleidet wie ein Gelehrter treibt er den Igel auf der Suche nach seiner Identität an.
Endlich weiß der Igel seine Stärken einzusetzen. Mit seinen Stacheln setzt er sich schließlich gegen das Stachelschwein durch. Erleichterung auch bei den zuschauenden Kindergartenkindern, die mit Lachen das Happy End beklatschen. Sich ausgegrenzt fühlen, die Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung und die Schwierigkeit selbstbewusst einen eigenen Weg zu beschreiten, werden auch ihnen nicht fremd sein. Pädagogisch wertvoll ist Annette Wurbs Version von „Vom Igel, der keiner mehr sein sollte“ auch deshalb, weil ihr mit ihrer heiteren und spannenden Darstellung die Aufmerksamkeit und Freude der Zuschauer sicher sind.
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Wer das Stück heute verpasst hat, wird vielleicht in den nächsten Tagen noch etwas für sich entdecken. Märchen und Geschichten für Kinder inszeniert von verschiedenen Figurentheatern bilden traditionsgemäß einen Schwerpunkt im Programm des SpielLust-Festivals. Das ältere Publikum dürfte vor allem bei den Abendvorstellungen fündig werden. So steht bereits heute um 20 Uhr ein Ernst-Barlach-Abend auf dem Programm. Auch eine Premiere wird es in diesem Jahr geben. Am Sonntag um 15 Uhr führt das Figurentheater E. Heiter zum ersten Mal „Dornröschen oder Rosige Aussichten“ auf und bildet damit den Abschluss des Theaterfestivals.
Das Programm findet ihr auf der Website der Compagnie de Comédie.