VentureCup-MV 2010 - Finale in der HMT
Mentoren und Gründerteams beim VentureCup-MV 2010 ausgezeichnet
9. Mai 2010, von Olaf
Eine Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft möchte er sein, der VentureCup-MV 2010. Der Ideenwettbewerb des Landes hat es sich zum Ziel gesetzt, innovative Forschungsergebnisse und -ideen in konkrete Geschäftsideen und Unternehmensgründungen weiterzuentwickeln.
Preisgelder in der Gesamthöhe von 615.000 Euro werden im Rahmen des Wettbewerbs vergeben. 43 Bewerbungen sind aus dem ganzen Land eingegangen, 24 davon haben es bis ins Finale geschafft. Am Freitag wurden die ersten Preise in den Kategorien „Mentor des Jahres“ und „Gründerteam“ in der Hochschule für Musik und Theater (HMT) verliehen.

Im ersten Teil wurden die Preisträger in der Kategorie „Mentor des Jahres“ geehrt.
Über den Sieg und ein Preisgeld in Höhe von 40.000 Euro konnte sich Prof. Klaus-Dieter Weltmann vom Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP Greifswald e.V.) freuen. Auf den weiteren Plätzen folgten Prof. Kersten Latz vom Bereich Bauingenieurwesen der Hochschule Wismar (20.000 Euro) sowie Prof. Dirk Timmermann vom Institut für Angewandte Mikroelektronik und Datentechnik (IMD) der Universität Rostock (10.000 Euro).

Weiter ging es mit den Gründerteams des Jahres. Über einen dritten Preis und damit einen Gewinn von 10.000 Euro konnten sich Julia Kaufmann und Irina Kirner zusammen mit ihrem Mentor Prof. Dr. Martin Benkenstein von der Universität Rostock freuen. Mit ihrem Projekt „mystery shopping and more“ gewannen sie im letzten Jahr bereits den 1. Preis beim Ideenwettbewerb der Uni Rostock.
Unter dem Slogan „Wissen Sie, wie Ihre Kunden WIRKLICH denken?“ kombinieren die beiden Rostockerinnen die Marktforschungsinstrumente Testkauf, Befragung und Beobachtung, um eine externe Kundenzufriedenheitsanalyse zu erstellen. Langfristiges Ziel: Die Entwicklung, Vergabe und Etablierung eines Siegels für die Kundenzufriedenheit.
„Von allen vorgestellten Teams haben gerade die beiden Damen bestimmt den größten, eindeutig klarsten unternehmerischen Impetus gezeigt“, lobte die Jury.

Mit einer Organisationsplattform für Studierende gingen Henning Möller und Dirk Reske von der Fachhochschule Stralsund ins Rennen. „StudiOrga – Gut organisiert ist halb bestanden“ lautet ihr Slogan. Von der Semesterplanung (Terminkalender, Adressbuch, Kursverwaltung und Onlinefestplatte) über den Studi-Market (Marktplatz und Jobbörse) bis zu Informationen rund ums Studium soll das Angebot reichen.
„StudiVZ – kennen wir alle“, hätten sie zuerst gedacht, so Dr. Michael Wallmeyer von der Expertenjury. „Doch Pustekuchen. Es ist eben genau das nicht! Wir haben uns überzeugen lassen, dass es wirklich eine originäre Idee ist.“
Aussichten für die Zukunft? Wallmeyer beschrieb es ganz unkonventionell: „Die größte Chance, mit diesem Geschäft reich werden zu können, liege gar nicht darin, Umsätze zu generieren, sondern sich in drei bis fünf Jahren für ziemlich viel Geld aufkaufen zu lassen.“ Hype, Blase, Wirtschaftskrise? Bis es so weit ist, gab es einen dritten Preis und 10.000 Euro zur Überbrückung.

Dass wir unsere Haut vor zu viel Sonneneinstrahlung schützen müssen, dürfte längst jedem bekannt sein – die Sonnenmilch ist der treueste Begleiter im Sommerurlaub. Dass aber auch viele Kunststoffe und Lacke durch UV-Strahlung an Glanz und Oberflächenfestigkeit verlieren, brachte Janis Herrmann, Fabian Junge und Andreas Lampka von der Hochschule Wismar auf eine Idee. Sie entwickelten eine permanente „Sonnencreme“ für Kunststoffe und Lacke.
In eine bereits bekannte Beschichtung eingebrachte nanoskalige Metalloxide brachten ihnen bei der Entwicklung den Durchbruch. Sie sorgen für Reflexion, Streuung sowie Absorption und damit für den Schutz der Kunststoffe.
Das erhebliche Marktpotenzial habe die Jury überzeugt, „wobei wir mit dem Team darum ringen mussten, dass wir das Marktpotenzial noch viel höher einschätzen, als es das Team selber eingeschätzt hat, weil wir glauben, dass es noch viel mehr Anwendungsfelder gibt“, so Dr. Michael Wallmeyer. Ein zweiter Preis und 15.000 Euro waren der Lohn.

„baCam – compatibility analytics“ lautete das Thema des Teams von der Universität Greifswald. Klingt kompliziert? Ist es vermutlich auch. Dr. Nils-Olaf Hübner, Ina Koban, Ruthger Matthes, Claudia Bender und Claudia Hübner entwickeln innovative Biofilmmodelle für human- und veterinärmedizinische Testsysteme. Sie ermöglichen es, Materialien und Substanzen auf ihre Bioverträglichkeit zu testen – schnell, kostengünstig und durch den Verzicht auf Tierversuche ethisch unbedenklich.
Ein Punkt, der auch die Jury besonders überzeugt hat. Obwohl das Verfahren nicht schutzfähig sei, war die Jury von der Wettbewerbsfähigkeit überzeugt: „Es ist hier ein sehr großes Know-how vorhanden, das nicht so einfach von Anderen übernommen werden kann.“ 15.000 Euro und einen zweiten Preis gab es für das Team.

20.000 Euro als Gründerteam des Jahres verdienten sich Robert-Josef Brockmann, Johannes-Peter Kallmeyer, Judith Brockmann, Rita Tertilt und Mirko Marquardt vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) aus Greifswald.
Entwickelt haben sie ein partielles Vakuum Messverfahren zur Dichtigkeitsprüfung von Bauteilen. Mittels eines zum Patent angemeldeten UST-Gases lassen sich unter atmosphärischen Bedingungen Leckraten erkennen, die sonst nur mit einem Vakuum-Test erkannt werden können. Für den Anwender ergeben sich deutliche Zeit- und Kosteneinsparungen.
„Das Team ist sehr aktiv“, so die Jury, „das Verfahren ist wettbewerbsfähig, ist geschützt und ganz dicht am Markt dran, dort wo man Geld verdienen kann.“ „Wenn sie das nicht schaffen, müssen sie mit dem Klammerbeutel gepudert sein“, scherzte Dr. Wallmeyer.

Einen Preis gab es noch zu vergeben und zwar in der Kategorie Serviceteam. Dieser ging an Dr. André Schlichting und Jens Kruse von der Universität Rostock.
Mit ihrem Mentor Dr. Hans-Stephan Bosch entwickelten sie ein massenspektrometrisches Verfahren zur Charakterisierung komplexer Vielstoffgemische. Es bietet die Möglichkeit zur schnellen Aufnahme eines molekular-chemischen „Fingerabdrucks“ verschiedenster Proben.
Eigentlich werden die Preise in den Kategorien Service- und Forscherteam erst im Juni in Greifswald vergeben. Doch das Team wolle seine Idee jetzt auch am Markt umsetzen und damit Geld verdienen, sodass es nach Meinung der Jury hier bei den Gründern besser aufgehoben war. Über einen dritten Platz und 15.000 Euro konnte sich das Team von der Uni Rostock freuen.

Weiter geht es im VentureCup-MV bereits am 4. Juni im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald. Dort werden die Gewinner in den Kategorien Nachwuchsforscher und Forscherteam prämiert.
Immerhin geht es dann noch einmal um Preisgelder in Höhe von insgesamt 450.000 Euro.