„Über die Möglichkeiten der Punkbewegung“ am Volkstheater
Theaterstück von Oliver Kluck feiert am Freitag seine Uraufführung im Theater im Stadthafen
17. November 2011, von Andre
Oliver Kluck ist kein Unbekannter. Der 31-Jährige wurde auf der Insel Rügen geboren und versuchte erfolglos in Warnemünde Ingenieurwissenschaften zu studieren. Es folgte ein Studium der Prosa, Dramatik und Neuen Medien in Leipzig. Im Jahr 2009 gewann er den Förderpreis für Junge Dramatik des Berliner Theatertreffens, ein Jahr später den Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker. Außerdem ist er auch Autor, wovon sich die Rostocker auf einer Lesung im Juli dieses Jahres sowie beim Textfest im September überzeugen konnten.

Seine Theaterstücke zeichnen sich durch eine sehr freie Form aus. Es gibt keine klassischen Rollenzuschreibungen, keine Regieanweisungen und keine klare Rahmenhandlung. Viel mehr sind es einzelne Szenen, Momente und Fragmente, die zu einem Oberthema zusammengestellt werden. Die Werke bieten also gerade für Inszenierungen einen großen künstlerischen Freiraum, dieser ist jedoch mit mehr Arbeit und der Gefahr verbunden, dass die Bühnenfassung aufgrund ihrer Außergewöhnlichkeit beim Publikum durchfällt.
Am Freitag bekommt nun also auch das Rostocker Theater seinen ersten Kluck und reiht sich so in eine Riege mit Wien, Hamburg, Berlin und Weimar ein. Eine große Aufgabe, der sich Regisseurin Sonja Hilberger und Dramaturgin Janny Fuchs stellen. Doch worum geht es eigentlich in dem Stück?

Wie der Titel schon ankündigt, spielt der Punk eine große Rolle. Jedoch wird dieser, typisch für Kluck, vielfältig betrachtet. Was ist überhaupt Punk? Sind nicht auch reiche Menschen auf Sylt Punk? Und überhaupt sei die Punkbewegung „immer schon erbärmlich“. Wie schon auf der Lesung erkennt man ganz klar, dass Kluck nicht nur große Worte will, sondern auch Taten folgen müssten, dazu heißt es: „Je bunter die Punks, desto weniger können sie gehört werden.“
Es sind mehrere Bilder, an denen sich das Stück entlanghangelt. Eine Talkshowsituation, der Strand in Sylt und eine Reportage in der DDR. Die Randgeschichte ist, dass die Bahn die Insel Sylt aus dem „Schönen-Wochenend-Ticket“ herausgenommen hat und nun eine Gruppe Punks die Insel vorher noch einmal richtig einnehmen will – man kann Parallelen zur aktuellen Occupybewegung ziehen.

Immer wieder tritt auch der ehemalige Spiegelchef Stefan Aust auf. Er spielt oft eine Rolle in Klucks Stücken. Aust geriet immer wieder in die Kritik, weil er unter anderem Artikel über alternative Energien aus Eigeninteresse geblockt habe und Mitherausgeber eines Pornoblättchens gewesen sei. Gemischt mit Medienkritik, fragwürdigen bürgerlichen Konventionen und Musik von Punkgrößen wie den Sex Pistols, den Ramones und The Clash, aber auch deutschen Bands wie WIZO, Dritte Wahl und Slime zeigt das Theater somit ein sehr spannendes Stück, auch für Leute, die bisher keinen Kontakt mit der Punkszene hatten.

Auch für Regisseurin Sonja Hilberger war die Arbeit an dem Stoff eine große Herausforderung. Über ein Jahr hat sie sich mit dem Text beschäftigt, der in den letzten fünf Wochen intensiv geprobt wurde. „Ich mochte die Arbeit sehr. Oliver Kluck ist ein Autor, der sich quer stellt, sodass die Arbeit ein spannender Prozess war, aus dem wir großen Gewinn ziehen konnten.“ Aber auch das Publikum ist vor keine leichte Aufgabe gestellt: „Das Stück sorgt für Unruhe. Die Leute müssen ihren Teil beitragen, damit das Stück auch für sie gewinnbringend ist.“ Sie ist sehr stolz, dass sich das Volkstheater an die große Aufgabe, ein Stück von Oliver Kluck uraufzuführen, herangetraut hat und lobt die tolle Leistung aller Beteiligten.
Bleibt zu hoffen, dass der Mut des Theaters auch belohnt wird und viele Zuschauer dieses etwas andere Theaterstück erleben wollen. Premiere ist am 18. November, weitere Vorstellungen finden am 27. November sowie im Dezember statt.