Wie sicher sind Veranstaltungen in Warnemünde?
Vier Tage nach dem Anschlag in Magdeburg hätte auch in Warnemünde ein Auto in eine Menschenmenge rasen können – zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen gab es nicht.
6. Januar 2025, von Olaf
Es ist eine Veranstaltung mit Tradition: Jedes Jahr an Heiligabend versammeln sich Urlauber und Einheimische mit ihren Kindern an der Warnemünder Bahnhofsbrücke, um den Weihnachtsmann zu empfangen. In einer schönen Aktion bringen die Seenotretter den Bärtigen und seinen Weihnachtsengel Cathrin im Ostseebad Jahr für Jahr mit dem Seenotrettungskreuzer sicher an Land.
Auch 2024 hat die Tourismuszentrale Rostock & Warnemünde alle Kinder und ihre Familien zu der Veranstaltung eingeladen. Vier Tage nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg warf die Sicherheit jedoch Fragen auf.
Nach der Ankunft des Weihnachtsmanns versammeln sich die Zuschauer vor der Vogtei: Für ein Lied, ein Gedicht oder auch nur ein kleines Lächeln gibt es für die Kinder einen Präsentbeutel mit Süßigkeiten vom Weihnachtsmann.
Rund 200 Eltern und Großeltern, viele mit Kleinkindern an der Hand oder auf den Schultern, standen dichtgedrängt auf dem kleinen Platz, als sich ein Paket-Transporter von hinten seinen Weg an der Menschenmenge vorbeinbahnte und zügig in Richtung Südende Alter Strom entfernte.
Der Fahrer fuhr langsam, vorsichtig, es ist nichts passiert. In umgekehrter Richtung hätte ein Attentäter jedoch ungehindert mit hoher Geschwindigkeit in die Menschenmasse rasen können. An den Zufahrten gab es keine Sicherheitsvorkehrungen. Auch wenn es sich nicht um eine Großveranstaltung handelt, wären die Folgen kaum geringer.
Warum die Wege für den kurzen Zeitraum nicht wenigstens provisorisch per Sicherheitsdienst oder Polizeifahrzeug gesperrt wurden, beantwortet die Tourismuszentrale ausweichend. „Die Veranstaltung findet immer nach 10:00 Uhr statt, um so auch den Kontakt mit Lieferverkehren so klein wie möglich zu halten“, heißt es auf Nachfrage. „Wie in diesem Fall geschehen, ist eine Durchfahrt mittels gegenseitiger Rücksichtnahme durch Fahrer und Fußgänger ermöglicht worden. Im Normalfall wird die Veranstaltung dadurch nicht behindert.“
Der gesamte Bereich ist eine Fußgängerzone, die nur bis 10 Uhr für den Lieferverkehr freigegeben ist. In der Seestraße und am Georginenplatz regeln automatische Versenkpoller die Zufahrt, am Kirchenplatz entsteht gerade eine solche neue Anlage.
Über Nebenstraßen ist das Areal dennoch erreichbar, speziell vom Südende des Alten Stroms ist die Zufahrt überhaupt nicht gesichert. Vom Verkehrsschild „Fußgängerzone“ dürfte sich ein Attentäter kaum beeindrucken lassen.
„Wir prüfen mit größter Sorgfalt regelmäßig die Gegebenheiten und werden bei gegebenem Grund Anpassungen vornehmen“, verspricht die Tourismuszentrale.