4. WIRO Papp Cup im Stadthafen Rostock
Pappboot-Kapitäne unterwegs auf der Warnow
24. Juli 2010, von Phillip
Wer heute Nachmittag einen Spaziergang an der Warnow gemacht hat, der durfte Zeuge eines genauso ungewöhnlichen wie seltenen Wassersportereignisses werden. Diesmal waren die Hobby-Kapitäne nicht etwa in selbst gestalteten Waschzubern unterwegs, wie vor wenigen Wochen in Warnemünde, sondern in Booten aus ganz normalem Pappkarton. Zusammengehalten wurden die Konstruktionen von meterweisem Klebeband.
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Zum 4. Mal trug die WIRO nun schon ihre Pappboot – WM an den Rostocker Hafenterrassen aus, die inzwischen ihr fünfjähriges Bestehen feiern durften. Zehn unerschrockene Teams hatten sich eingefunden, um den Fluten der Warnow mit ihren Konstruktionen zu trotzen. Etwas mehr als zweieinhalb Stunden Zeit, vier Fahrradkartons und drei Rollen mit jeweils 66 Metern Klebeband standen jedem Team dafür zur Verfügung.
Zwei Herausforderungen galt es zu meistern: zunächst das Geschwindigkeitsrennen auf eine Distanz von 100 Metern mit einer Wende nach der halben Strecke und anschließend das Ausdauerrennen. Dabei ging es darum, möglichst viele Runden zurückzulegen, bevor das Boot untergeht. Kurz nach 15 Uhr war dann die Zeit gekommen, um die Seetüchtigkeit der Boote auf Herz und Nieren zu prüfen.
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Bevor es ins Wasser ging, durfte das Publikum Wetten abschließen, welches Boot am Ende den Sieg holen wird. Die meisten Stimmen gingen dabei an die Mannschaft Absolute Bacio von der Bacio Lounge, die sich auch sehr siegessicher präsentierte. Stabil sah es ja aus, das Boot, aber war es auch seetüchtig?
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Zunächst durfte aber das Team Remarke aus Stralsund ins Wasser. Gerade mal zu zweit bastelte die Mannschaft ihr Boot, gegenüber den fünf Konstrukteuren der anderen Teams. Dennoch konnte es rechtzeitig fertiggestellt werden. Schnell stellte sich aber heraus, dass der Schwerpunkt nicht optimal austariert wurde und so endete die Fahrt bereits auf dem Weg zur Startposition. Es sollte nicht das einzige Team bleiben, dem es so ergeht. Auch die hochgelobte Konstruktion der Bacio Lounge ereilte beispielsweise dieses Schicksal.

Ins Wasser begab sich auch die Mannschaft des HC Empor Rostock mit ihrer MS Empor. Wenige Tage nach dem Spiel gegen den THW Kiel wollten die Handballer nun auch zeigen, dass sie auch beim Wassersport etwas zu sagen haben. Beim Handball sind sie dann aber wohl doch besser aufgehoben, schließlich ereilte die MS Empor das gleiche Schicksal wie Remarke oder der Bacio Lounge.
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Es gab aber auch seetüchtige Boote. Als regelrecht unsinkbar erwiesen sich die Boote der Amwayaner, der WIRO und der Baron von Pappe, auch wenn Letzterer am Ende beachtlich Schlagseite hatte. Von der „Titanic“ des Rostocker Kanu-Clubs kann man das nicht gerade behaupten. Der Name war offensichtlich Programm und so ergab sich die eigenwillige Konstruktion nach fünf Runden im Dauertest in ihr Schicksal.

Eine Rolle spielte möglicherweise, dass sich die Mannschaft beim Bau verschätzt hatte und aus Mangel an Karton einfach auf die Spitze verzichtet wurde. Ein kleines Wunder, dass das Boot überhaupt 5 Runden schaffte. Dafür war mit Gordan Harbrecht, aber auch ein Nationalmannschafts-Kanut an Bord.
Kaiser Markus und seine Gefährten schafften es zwar nicht ganz bis zum Ende im Wasser zu bleiben, jedoch legte er mit seinem Rennboot die meisten Runden und die 100 Meter in der kürzesten Zeit zurück. Nur 1 Minute und 5 Sekunden benötigte er dafür, gegenüber dem zweitschnellsten Team im Feld, der Titanic, die 1:45 Minute unterwegs war. Dazu drehte er noch insgesamt satte 44 Runden beim Ausdauerrennen.
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Die zweitplatzierte WIRO schaffte 31 Runden. Den Kaiser wird’s gefreut haben, dass es im vierten Anlauf endlich geklappt hat, nachdem man in den Vorjahren zwar immer schnell war, aber das Durchhaltevermögen des Bootes doch zu wünschen übrig gelassen hatte. Von allen Wettbewerbern hatte der Sieger übrigens die wenigsten Wettstimmen bekommen.
Trotz erschwerter Bedingungen durch den starken Wind darf sich die WIRO über eine gelungene Veranstaltung freuen. Einige Teams werden sicherlich ihre Konstruktionen bis zum nächsten Jahr noch einmal überdenken oder weiter optimieren. Und vielleicht hat sich ja der eine oder andere Schaulustige anstecken lassen und wagt sich bei der nächsten Pappboot – WM selbst ins Wasser.
Hier noch ein paar Impressionen vom 4. WIRO Papp Cup: