Haus der Musik – Eröffnung des Musikschulzentrums

Das Rostocker Konservatorium, die Weltmusikschule „Carl Orff“ und die Norddeutsche Philharmonie üben in der ehemaligen „Großen Stadtschule“

15. März 2012, von
Die ehemalige Große Stadtschule in der Wallstraße zeigt sich in hellem Gelb und Grau
Die ehemalige Große Stadtschule in der Wallstraße zeigt sich in hellem Gelb und Grau

Reges Treiben herrscht in diesen Tagen in der Wallstraße 1. Nachdem das denkmalgeschützte Gebäude aufwendig saniert und zu einem modernen „Haus der Musik“ umgebaut wurde, wird es nun für die feierliche Eröffnung am Freitag auf Hochglanz gebracht.

Schon seit Januar werden hier unter einem Dach über 2500 Schüler in zwei Musikschulen, die zuvor auf mehrere Standorte verteilt waren, unterrichtet. Die beiden Rostocker Musikschulen, das Konservatorium „Rudolf Wagner-Regeny“ und die Welt-Musik-Schule „Carl Orff“, haben auf den vier Etagen ihre neuen Unterrichtsräume bezogen. In der umgebauten ehemaligen Turnhalle der Schule hat die Norddeutsche Philharmonie Rostock eine neue Probebühne bekommen.

Ein neuer grauer Anbau bietet einen separaten Eingang zum Probenraum der Philharmonie und der Aula, die für Veranstaltungen vermietet werden soll
Ein neuer grauer Anbau bietet einen separaten Eingang zum Probenraum der Philharmonie und der Aula, die für Veranstaltungen vermietet werden soll

„Für das Orchester ist das ein Riesengewinn. Das ganze Haus ist ein Riesengewinn für die Stadt“, ist Dirigent Manfred Hermann Lehner glücklich. 90 Prozent der Proben der Norddeutschen Philharmonie finden im Musikschulzentrum statt.

„Der Klang ist besser. Der Raum ist heller, großzügiger. Die Musiker sitzen sich nicht ganz so auf dem Schoß. Und vor allem es ist frisch und riecht nicht“, vergleicht der Dirigent ohne Wehmut alten und neuen Probenraum.

Neben den Berufsmusikern soll im „Haus der Musik“ aber vor allem der musikalische Nachwuchs üben.

„Für das 70 Jahre alte Konservatorium geht ein neues Kapitel los. Wir haben eine tolle neue Schule“, lobt Konservatoriumsdirektor Edgar Sheridan-Braun. Er ist froh, dass jetzt alle Unterrichtsräume an einem Standort versammelt sind. „Ensemblearbeit und Gruppenunterricht – das alles findet jetzt hier statt und erleichtert unseren Lehrkräften die Arbeit.“ Rund 40 Räume stehen der Musikschule der Hansestadt Rostock zur Verfügung. „Wir haben insgesamt nur drei Räume mehr. Zwei Unterrichtsräume haben wir für den Elementarmusikunterricht für die Kleinsten eingerichtet. Es war uns wichtig, mehr in die Breite zu investieren“, erklärt Sheridan-Braun. Auch das Profil im Popularbereich will die Musikschule erweitern. Ein neuer Bandprobenraum steht dafür im Kellergeschoss zur Verfügung. „Hier können sich unsere Bands austoben und dürfen richtig laut sein.“

Schalldichte Türen, verstärkte Wände und Unterhangdecken sorgen für eine optimale akustische Dämmung. Mit variablen Akustikvorhängen in allen Unterrichtsräumen lässt sich der Klang weich oder hart machen.

Dozenten der Rostocker Kunstschule bringen Arbeiten ihrer Schüler in den Räumen der Carl Orff Musikschule an
Dozenten der Rostocker Kunstschule bringen Arbeiten ihrer Schüler in den Räumen der Carl Orff Musikschule an

„Das sind Nuancen, die vor allem für unsere Schüler wichtig sind, die sich auf ein Musikstudium vorbereiten“, erläutert Franziska Pfaff, Leiterin der Musikschule „Carl-Orff“. Dennoch sei die Kuscheligkeit der alten, zwar etwas maroden Villa, in der die Musikschule zuvor ansässig war, etwas verloren gegangen. Mit Bildern in den Unterrichtsräumen, von denen sich die Musikschüler inspirieren lassen sollen, und brandschutzsicheren Kunstobjekten auf dem Flur soll aber Abhilfe geschaffen werden. Auch zukünftig will die Musikschule wechselnde Ausstellungen zeigen.

Froh ist die Musikschulleiterin über den Platz, den das Haus der Musik bietet. Ein Tonstudio und ein großzügiger Vorspielraum wurden in den insgesamt 14 Unterrichtsräumen eingerichtet. Auch die wertvollen Weltmusikinstrumente, wie das asiatische Gamelan, können jetzt gut abgestellt werden. Seitdem die Carl-Orff-Musikschule, die 1983 gegründet wurde und sich in freier Trägerschaft befindet, in das Musikschulzentrum eingezogen ist, nennt sie sich ihrer besonderen musikalischen Ausrichtung entsprechend: Welt-Musik-Schule.

Johanna Voger bereitet sich mit ihrer Lehrerin Iskra Naumova am Konservatorium auf den Landeswettbwerb "Jugend musiziert" vor
Johanna Voger bereitet sich mit ihrer Lehrerin Iskra Naumova am Konservatorium auf den Landeswettbwerb "Jugend musiziert" vor

„Viel besser als in der alten Musikschule“, findet Johanna Voger das Haus der Musik. Seit fünfeinhalb Jahren nimmt die Elfjährige am Konservatorium Geigenunterricht. Seit Januar bei ihrer neuen Lehrerin Iskra Naumova. „Wir fühlen uns hier sehr wohl“, bestätigt diese ihre ersten Eindrücke. In einem großzügigen Raum, ausgestattet mit Klavier und einem Spiegel, in dem sich die Körperhaltung überprüfen lässt, bereitet sich Johanna fleißig auf den Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ vor. Vom 23. bis 25. März wird dieser renommierte Musikwettbewerb in den Räumlichkeiten des Musikschulzentrums ausgetragen.

Als erste große Veranstaltung werde der Wettbewerb die Feuertaufe werden, sagt Volker Ahmels. Der Vorsitzende des Landesausschuss „Jugend musiziert“ ist froh, dass die meisten Wettbewerbe in der Stadt auf das Haus der Musik und die Hochschule für Musik konzentriert werden können.

Edgar Sheridan-Braun (links) und Franziska Pfaff bereiten die Aula für das Eröffnungskonzert am Freitag vor
Edgar Sheridan-Braun (links) und Franziska Pfaff bereiten die Aula für das Eröffnungskonzert am Freitag vor

Am Freitag wird aber erst mal die offizielle Eröffnung gefeiert, zu der auch der Oberbürgermeister und der Ministerpräsident des Landes erwartet werden. Aber noch ist das Haus nicht richtig gestimmt. Fahrstuhl und die Lampenintervallschaltung funktionieren noch nicht richtig. Emsig wird das Pflaster auf dem Hof verlegt, Flure und Fenster geputzt und in der Aula der Platz für Gäste und Musiker vorbereitet. Bis zu 70 Musiker von Philharmonie und Musikschulen werden gemeinsam beim Festakt musizieren. 120 werden sich insgesamt musikalisch an der Feier beteiligen, mit der eines der größten und modernsten Musikschulzentren Deutschlands eröffnet wird.

2008 war das Gymnasium „Große Stadtschule“ aus dem Gebäude, das 1867 fertiggestellt wurde, ausgezogen, nachdem es mit dem Goethe-Gymnasium zum Innerstädtischen Gymnasium fusionierte. Im September 2009 begann nach Beschlüssen der Rostocker Bürgerschaft der Umbau zum „Haus der Musik“. 10,8 Millionen Euro sind dafür aufgewendet worden. Vier Millionen Euro investierte die Stadt in Form von Eigenmitteln vom Eigenbetrieb Kommunale Objektbewirtschaftung und –Entwicklung (KOE), erklärt Nico Seefeldt von der KOE. Der Verkauf der vier Stadtvillen, in denen die Musikschulen zuvor untergebracht waren, diente der Refinanzierung. Die restlichen Gelder stammen aus Fördermitteln von Bund und Land.

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