Lennart Alves: „Time Works“ - Ausstellungseröffnung
Eine fotografische Zeitreise in der Galerie Wolkenbank
1. August 2010, von Phillip
„Lennart Alves ist ein sturer Kämpfer“, so Holger Stark über den schwedischen Künstler, ergänzte aber gleich: „Geduld und Ausdauer hat er beim Leistungssport Schwimmen oder bei seinen 18-Kilometer-Ausdauerläufen trainiert“.
Diese Ausdauer und „Sturheit“ benötige Alves auch, um sein Werk „Time – Interval and Variation“ umzusetzen. Von der ersten Idee bis zur Fertigstellung vergingen ein ganzes Jahr und sieben gescheiterte Versuche. Zu sehen ist das Ergebnis nun in der Galerie Wolkenbank im Rostocker Künstlerviertel, wo am gestrigen Abend die Ausstellung „Time Works“ eröffnet wurde.

Der Kontakt zwischen Wolkenbank-Geschäftsführer Holger Stark und Lennart Alves entstand bereits vor zwei Jahren, während Alves drei Monate als Stipendiat im Künstlerhaus für zeitgenössische Kunst Plüschow bei Grevesmühlen verbrachte.
„Die Klarheit und Geschlossenheit seiner Arbeiten gefiel mir sehr gut“, schildert Stark seine damaligen Eindrücke. Als es dann Ende des letzten Jahres zur Eröffnung der Galerie Wolkenbank kam, wurden bereits zwei Werke von Alves ausgestellt. Acht Monate später hat er nun seine erste eigene Ausstellung in der Galerie.

Zu sehen sind Fotografien, die sich – der Titel lässt es bereits erahnen – allesamt mit dem Thema Zeit beschäftigen. So gibt es die bereits erwähnte Serie „Time – Interval and Variation“, die dasselbe maritime Motiv im Verlaufe eines ganzen Tages zeigt. Pro Stunde wurde dazu ein Bild aufgenommen und lediglich die Belichtungszeiten variiert. Durch das Spiel mit der Belichtungszeit kommen dabei auch ungewöhnliche Effekte zustande. Der vorbeiziehende Mond wird beispielsweise schon einmal zur Leuchtstoffröhre. Im Bild „Nacht, Mutter des Tages“, das nach einem Gedicht des schwedischen Poeten Erik Johan Stagnelius aus dem 19. Jahrhundert benannt ist, wurde sogar eine ganz Nacht lang belichtet.
„Meine Werke haben oft eine melancholische Stimmung“, kommentiert Alves seine Arbeiten. Dass er auch einen feinen Sinn für Humor hat, wird bei der Serie „Time Works“ deutlich: In die runden Objekte, die er mit einem Fischaugenobjektiv aufgenommen hat, integrierte er kurzerhand eine Uhr.

Ein besonderes Ereignis des Abends stellte neben der eigentlichen Ausstellung auch der Auftritt von Camillo Fischer und Katrin Glaß dar. Beide gehören zum Puppentheater Camillo, Casper & Co, das sich bereits in der achten Generation befindet.
Sie führten das Märchen vom Hasen und dem Igel oder auch „Wettlauf mit der Zeit“ auf und zwar direkt auf dem Bürgersteig vor der Galerie. Vorbeifahrende Autos und Passanten wurden dabei spontan mit in das Stück eingebunden. Damit gelang es den beiden, einen humoristischen Kontrast zur Melancholie von Alves Werken zu setzen.

Unter den Gästen weilte auch Tim Kellner, dessen Ausstellung „I Am not there“ zuvor in der Galerie Wolkenbank zu sehen war. Kellner betonte die fast schon kontemplative Ruhe, die die Bilder von Lennart Alves ausstrahlen.
Auch die Ausstellungsbesucher Matthias Schümann und Andreas Schroeckh waren angetan von den gezeigten Werken. „Zunächst denkt man, das ist ja banal. Dann merkt man aber, dass es doch nicht so einfach ist und viel mehr dahintersteckt“, beschrieb Matthias Schümann seine Eindrücke. Schroeckh dagegen lobte das Konzept und freute sich darüber, dass es im Viertel nun eine Galerie gibt, die sich zeitgenössischer Kunst widmet.
Die Ausstellung kann noch bis zum 4. September, jeweils von Mittwoch bis Samstag zwischen 14 und 19 Uhr, besichtigt werden. Speziell zur Hanse Sail öffnet die Galerie bis zum 8. August sogar täglich zu den genannten Zeiten. Wer schon immer einmal wissen wollte, wie der Mond als Leuchtstoffröhre aussieht, der sollte der Galerie Wolkenbank einen Besuch abstatten.