Solarpapierkörbe für eine saubere Innenstadt
Mit einer Presse ausgestattete Solarpapierkörbe und Abfallbehälterschränke sollen in Rostock auch zu Spitzenzeiten für eine saubere Innenstadt sorgen
12. Mai 2021, von Olaf
21 Solarpapierkörbe und sieben Abfallbehälterschränke wurden im Rostocker Stadtzentrum zwischen Brink und Neuem Markt aufgestellt. Sie ersetzen die 29 Unterflurpapierkörbe, die 2004 installiert wurden, und sollen künftig für ein sauberes Stadtbild sorgen.
Vor allem im letzten Jahr gab es mehrfach Kritik, dass die Papierkörbe im Stadtzentrum überquellen und der Müll durch Wind und Möwen auf dem Boulevard verteilt wird. Nachdem die Restaurants aufgrund der Corona-Pandemie schließen mussten und nur noch ein Außer-Haus-Verkauf gestattet war, kam es zu einer stärkeren Vermüllung im Innenstadtbereich, bestätigt Umweltsenator Holger Matthäus.
„Vor Corona waren wir im Mehrwegbereich schon besser“, muss Matthäus eingestehen. Abfall- und Plastikvermeidung habe immer noch die höchste Priorität. Wenn Müll anfällt, soll dieser jedoch nicht das Stadtbild verschandeln.
Probleme mit Unterflurbehältern
Vor 20 Jahren waren die Unterflurbehälter „eine Technologie, die super war“, erläutert Henning Möbius, Geschäftsführer der Stadtentsorgung Rostock. Allerdings mussten diese immer durch Kehrmaschinen leergesaugt werden, was einerseits einen hohen logistischen Aufwand nach sich zog, andererseits aber auch zu Staub- und Lärmbelästigung führte.
Nach über 15 Jahren sind die Unterflurbehälter zudem schlicht und einfach am Ende ihrer Lebenszeit. „Sechs waren bereits komplett zerstört“, sagt René Weilandt, Einsatzleiter Straßenreinigung der Stadtentsorgung.
Um das gleiche Abfallvolumen bereitzustellen, ohne überall zusätzliche Papierkörbe aufzuhängen, kommen Geräte mit integrierter Presse zum Einsatz. Viel Kapazität ohne großes sichtbares Volumen und zu häufige Entleerungsintervalle umschreibt Möbius das Ziel.
Die alten Unterflurbehälter wurden verschlossen und sollen sukzessive zurückgebaut werden.

Solarpapierkörbe mit integrierter Presse
Bei den neu aufgestellten Geräten handelt es sich um selbst verpressende Papierkörbe. Im unteren Teil befindet sich eine handelsübliche 120-Liter-Mülltonne, im oberen Teil eine Presse. Deren Stempel drückt den Müll in der Tonne so stark zusammen, dass bis zu 600 Liter gesammelt werden können. Dies entspricht der Kapazität der bisherigen Unterflurbehälter, die Standard-Mülltonnen können jedoch einfach mit den normalen Fahrzeugen entleert werden.
Presse und Technik werden über einen Akku mit Strom versorgt, der über ein Solarpanel aufgeladen wird – etwa eine Stunde Sonnenschein am Tag genügt. Dadurch kommen die Papierkörbe ohne Stromanschluss aus und können leicht an einen anderen Standort verschoben werden.
Dank smarter Technik und Internetanschluss hat die Stadtentsorgung jederzeit den Füllgrad der Sammelbehälter im Blick. So könne man rechtzeitig rausfahren und die Papierkörbe bedarfsgerecht entleeren, erklärt René Weilandt. Richtig volle Papierkörbe soll es möglichst gar nicht erst geben.
Schutz vor Vandalismus
2019 wurden vier verschiedene Modelle in der Innenstadt und in Warnemünde getestet. Über einen QR-Code an den Papierkörben sammelte die Stadtentsorgung Rückmeldungen von Einwohnern und Urlaubern ein – allerdings hielt sich das Feedback in Grenzen. Neben den eigenen Tests habe man auch auf Erfahrungen aus anderen Städten zurückgegriffen, wo sich diese Geräte bereits seit mehreren Jahren bewährt hätten, sagt Möbius. Gefallen ist die Entscheidung auf das Modell „Mr. Fill“ eines niederländischen Herstellers.
„Mutwillige Zerstörungen sind immer möglich“, erklärt Möbius, die gib es bei den konventionellen Behältern jedoch auch. Zwar sind die Papierkörbe nicht fest im Boden verankert, um sie bei Veranstaltungen verschieben zu können, mit einem Leergewicht von 130 Kilogramm lassen sie sich jedoch nicht „mal eben umwerfen“. Zudem haben sie eine große Standplatte, die ein mutwilliges Umkippen verhindern soll.
Bei Bedarf können die Einwurfklappen aus der Ferne verriegelt werden, etwa um das Einwerfen von Böllern an Silvester zu verhindern. Die Klappen bieten Schutz vor Möwen, schließen allerdings auch Pfandsammler aus.
Die Papierkörbe verfügen über einen separaten Aschenbecher und eine Löschpatrone, die bei einer zu hohen Temperatur automatisch auslöst.

Abfallbehältergaragen
Zusätzlich zu den modernen Solarpapierkörben wurden auch neue Abfallbehälterschränke (Abfallbehältergaragen) für handelsübliche 240-Liter-Tonnen aufgestellt. „Die Abfallbehälterschränke sind ein wichtiger Baustein innerhalb unseres Konzeptes zur Papierkorbbewirtschaftung. Stark frequentierte Bereiche in der Innenstadt profitieren zusätzlich zum Design auch von der Sicherheit, der Funktionalität und dem robusten Gehäuse der Abfallbehälterschränke“, sagt Ronald Lange, zuständiger Sachbearbeiter im Amt für Umwelt- und Klimaschutz.
150.000 Euro investiert
Rund 5.000 Euro kostet einer der Solarpapierkörbe. Zusammen mit den Abfallbehälterschränken investiert die Stadt insgesamt rund 150.000 Euro.
Das Geld stammt aus dem Maßnahmepaket zur Abschwächung der Folgen der COVID-19-Pandemie, das die Bürgerschaft 2020 beschlossen hat. Nur so war die zeitnahe Umsetzung möglich, erklärt Holger Matthäus. Das Corona-Paket soll zusammen mit anderen Maßnahmen, etwa für Künstler, die Innenstadt beleben und die Aufenthaltsqualität erhöhen.
Noch keine Solarpapierkörbe für Warnemünde
Im Seebad Warnemünde wird es vorerst keine Solarpapierkörbe geben. Eigentlich sollten diese modernen Abfallbehälter auch am Alten Strom aufgestellt werden. Beim Test zeigten sich allerdings leichte Probleme mit Rost durch die feuchte Meeresluft.

Der Hauptgrund ist jedoch, dass Warnemünde ein sehr „sensibles Thema“ sei, so Weilandt. Weniger, dafür größere Papierkörbe würden nicht allen Anliegern gefallen. Der eine Händler möchte keinen vor seinem Geschäft, der andere möchte nicht darauf verzichten. Bei einem Vor-Ort-Termin wünschte sich der Ortsbeirat, dass fast alle der 49 vorhandenen kleinen Papierkörbe stehenbleiben, die neuen Behälter also zusätzlich aufgestellt werden, erklärt Weilandt. „Um die 70 Behälter – das geht nicht.“ Man sei zusammen mit dem Ortsbeirat in einem „Findungsprozess“, wolle den Bereich noch einmal zusammen begehen und auch mit den Gewerbetreibenden reden.
An ausgewählten Standorten im Seebad, wo erfahrungsgemäß viel Müll anfällt, wurden jedoch bereits jetzt ältere Papierkörbe durch neue Abfallbehälterschränke mit größerem Fassungsvolumen ersetzt, etwa vor den Imbissständen in der Kirchenstraße.