Stimmungsbüro Kreitmeier zu Gast in der Bühne 602
Das amtliche Musikkonzert bei der Kulturwoche
5. November 2011, von Andre
Wenn man an deutsche Ämter oder den Alltag in einem Großraumbüro denkt, hat man im Normalfall nicht viele positive Assoziationen. Da wundert es schon ein wenig, dass Conny Kreitmeier gerade dieses Szenario für ihr aktuelles musikalisches Projekt gewählt hat. Es ist ihr jedoch gelungen, den öden Büroalltag mal so richtig in Schwung zu bringen. Nicht umsonst hieß das Motto des gestrigen Abends: „Boah, geile Stimmung!“
Mit dem amtlichen Musikkonzert des Stimmungsbüro Kreitmeier machte die 25. Rostocker Kulturwoche da weiter, wo sie in der Nacht zuvor aufgehört hatte. Nachdem Volker Strübing die letzten Bücher signiert hatte, konnte man noch in den Bunker gehen, wo der Live Karaoke Abend ausgiebig gefeiert wurde. Und auch wenn man im Stimmungsbüro nicht selbst singen musste, war doch auch hier Publikumsmitarbeit gefordert.
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Dass der Abend alles andere als gewöhnlich werden würde, sah man schon, bevor die Musiker die Bühne betraten. Abgesessene Bürodrehstühle, ein kleines Kinderkeyboard und ein musikalisch anmutender Schreibtisch standen bereit. Dann kamen nacheinander Erich Kogler (Bass), Wolfgang Hierl (Gitarre), Uli Jenne (Schlagwerk) und Conny Kreitmeier (Gesang und Keyboard) auf die Bühne, stilecht in Beamtenmontur. Selbst Details wie Namensschilder und Preisschilder am Jackett wurden bedacht.
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Was dann die nächsten zwei Stunden folgte, ist schwer in Worte zu fassen. Einen Mix aus Musik aller Stilrichtungen, Krach, bayrischem Volksgut, Comedy und genialem Chaos mussten die Zuschauer in der Bühne 602 verarbeiten. Und die genannten Instrumente wurden noch durch diverse Rhythmus- und Perkussionsinstrumente, Flöten, Furzkissen und andere Tonerzeuger ergänzt, die alle zu einem großen Gesamtkunstwerk verschmolzen wurden.
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Die Vorgesetzte Conny Kreitmeier überzeugte dabei nicht nur mit einer geöffneten Bluse („Sympathiesteigerungsmaßnahme für Sängerinnen“), sondern auch durch eine kraftvolle Gesangsdarbietung. Ob nun Eigenkompositionen wie der Song „Rocksau“ oder Coverversionen wie das von Roger Cicero umgeschriebene „Zieh die Schuh aus“, immer setzte Kreitmeier mit voller Inbrunst und einem beachtlichen Tonumfang den Liedern ihren eigenen Stempel auf.
Die musikalische Vielfalt der Gruppe ist wirklich beeindruckend. Im Programm fanden sich Rocksongs neben Pop, Jazz gemixt mit Blues, bayrische Volkslieder und eine Version von Final Countdown für vier Flöten. Nebenbei wurde Konfetti geworfen, Mäusespeck verteilt und ein Witzemedley eingestreut. Und auch an die Umwelt wurde gedacht: Beim Stummlied wurde auf Instrumente oder Energie verzichtet – um Energie zu sparen.
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Das Highlight des Abends waren aber eindeutig die Medleys. Vor der ersten Pause wurden 27 Schlager in drei Minuten gepackt. Es wurden immer nur kurze Fetzen angesungen und dann in das nächste Lied gewechselt. Noch beeindruckender war aber das Dieter-Bohlen-Medley, welches man sich ungefähr so vorstellen muss: Man nehme fünf Modern Talking Klassiker und gebe sie zusammen mit etwas Hall, diversen anderen Stimmungsklassikern und einem Kinderkeyboard mit Tiergeräuschen in einen Mixer und vermenge alles miteinander. Fertig ist ein einzigartiges Musikstück, mit dem Antrag auf Stimmung eindeutig angenommen wurde.
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Besonders begeistert war auch Jens Lindloff-Rühse. Der Maschinenbaustudent wurde mit in das Programm integriert, indem er an einer Stelle Conny Kreitmeier einen Blumenstrauß überreichen durfte. Als Dankeschön bekam er ein handsigniertes Poster des Stimmungsbüros. „Mir hat es super gefallen, ein großartiger Mix aus Musik und Humor“, fasste er den Abend zusammen. Der 18-Jährige besuchte das Konzert mit seinen Kollegen der Feuerwehr Poppendorf als Jahresabschluss und will auch vielleicht noch weitere Veranstaltungen der Kulturwoche besuchen.
Als Nächstes bietet sich heute dafür das Percussionslabor im Peter-Weiss-Haus an. Die Lesung von Marc-Uwe Kling am Sonntag ist schon ausverkauft. Aber auch die nächste Woche bringt noch einige spannende Programmpunkte.