Stadtrundgang zum Stadtgeburtstag - 793 Jahre Rostock

5. Rundgang zum Jubiläum verknüpft Vergangenes mit Gegenwart unserer Hansestadt

26. Juni 2011, von
Rundgang zum Stadtgeburtstag führt zum Universitätsplatz
Rundgang zum Stadtgeburtstag führt zum Universitätsplatz

Eine große Geburtstagsgesellschaft zog am Freitag, dem 24. Juni durch Rostocks Innenstadt. Bis zu 300 Gäste waren der Einladung des Rostocker Stadtführervereins, dem Verein für Rostocker Geschichte und dem Plattdütsch-Verein „Klönsnack-Rostocker 7“ gefolgt, um den 793. Stadtgeburtstag zu feiern.

Plattdütsch Verein "Klönsnack Rostocker Sieben" singt im Rathaus
Plattdütsch Verein "Klönsnack Rostocker Sieben" singt im Rathaus

Dafür hatten die drei Vereine bereits zum fünften Mal anlässlich des Jahrestages der Stadtrechtsbestätigung am 24.06.1218 einen Rundgang zu historischen Stationen organisiert.

Informative Vorträge vermittelten Wissenswertes und interessante Anekdoten aus der reichen Geschichte der Hansestadt. Musikalische Beiträge vom Plattdütsch-Verein im Rathaus und von Studenten der Hochschule für Musik und Theater im Barocksaal lockerten die über dreistündige Tour auf. Für fröhliche und festliche Stimmung war also gesorgt.

Aber was wäre ein Geburtstag ohne Geschenke? Gleich an zwei Stationen des Rundgangs wurden Gaben überreicht.

Pastor Henry Lohse in der Marienkirche
Pastor Henry Lohse in der Marienkirche

So dürfen sich die Rostocker und ihre Gäste über ein neues „Rostocker Altstadtmodell“ zwischen Marienkirche und Langer Straße freuen. Fast hätte es der Wind enthüllt, bevor acht Hände das orange-farbige Tuch vom Bronzemodell zogen und so den Blick und den Zugriff freigaben.

Wind wehte auch kräftig in die Segel der 14 Optimisten, die vor dem Rathaus an die Segelsportvereine übergeben wurden. Über die kleinen Segelboote freute sich besonders der Rostocker Segelnachwuchs, der das Durchschnittsalter der Geburtstagsgesellschaft an dieser Station merklich um einige Jahre verjüngte.

Peter Baumbach und Wolfgang Friedrich erläutern die Entstehung des Fünfgiebelhauses vor 25 Jahren
Peter Baumbach und Wolfgang Friedrich erläutern die Entstehung des Fünfgiebelhauses vor 25 Jahren

Ausgangpunkt des Rundgangs war – schon fast traditionell – die Marienkirche. Hier referierte Pastor Henry Lohse über „Das schwierige Reformationsjahr 1531 in den Rostocker Pfarrkirchen“.

Schwerpunkt des Rundgangs war jedoch der Universitätsplatz. Gleich zwei Anlaufpunkte aus der jüngeren Geschichte Rostocks wurden hier näher unter die Lupe genommen: das Fünfgiebelhaus und der Brunnen der Lebensfreude.

Mode und Kunst am Fünfgiebelhaus
Mode und Kunst am Fünfgiebelhaus

1986 wurde das Fünfgiebelhaus eingeweiht, welches in industrieller Plattenbauweise errichtet worden war und durch seine Gestaltung Bezug auf mittelalterliche Bauten Rostocks nimmt. „Die Giebel haben aber nichts mit historischen Giebeln zu tun. Es sind andere Giebel. Es war ein ideologisches Konzept. Alles sollte gleich sein. Aber wenn man genau hinschaut, sind sie sich ähnlich, aber auch etwas unterschiedlich“, weist Prof. Dr. Peter Baumbach, der den Bau vor 25 Jahren leitete, auf die Besonderheiten des Gebäudes hin. Zahlreiche keramische Arbeiten und kunstvolle Reliefs verzieren die Fassade. Bildhauer wie Jo Jastram, Reinhard Dietrich und Wolfgang Friedrich haben daran mitgewirkt.

„Nach einem zusammenhängenden Gestaltungskonzept entwickelten wir ein Haus, was von der Türklinke bis zum Revers des Kellners aus einem Gusse kommt“, sagt Architekt Baumbach über den damaligen Anspruch. Über die jetzige Ansicht des Hauses zeigt er sich verletzt. Sonnenschirme, Wäscheleinen und Werbeschriften verstellen den Blick auf das Glockenspiel, die Uhr und das Relief „Harlekin und Columbine“. Auch Bildhauer Wolfgang Friedrich beklagt, „wie sich der öffentliche Raum vernutzt.“ Für diese klaren Worte ernten beide zustimmenden Applaus der Zuhörer, während die Gäste des besagten Restaurants verdutzt von ihrem Eisbecher aufschauen.

Anschließend wandten sich beide dem danebenliegenden „Brunnen der Lebensfreude“ zu, der den Universitätsplatz schmückt. Die figürlichen Darstellungen von Menschen und Tieren wurden von Reinhard Dietrich und Jo Jastram angefertigt und 1980 aufgestellt. Seither übt der Brunnen nicht nur eine erfrischende Wirkung aus, sondern prägt – inmitten der Stadt gelegen – auch das Bild Rostocks auf besondere Weise.

Steffen Stuth über Stadtansichten
Steffen Stuth über Stadtansichten

Um Bilder Rostocks, genauer gesagt um Stadtansichten, ging es auch in dem abschließenden Vortrag Dr. Steffen Stuths vom Kulturhistorischen Museum. Der klassische Blick auf Rostock werde vom Nordosten aus auf die Stadt gerichtet und im Querformat dargestellt, hat der Historiker festgestellt. Doch Vorsicht: Da wo Rostock draufsteht, ist nicht immer Rostock zu sehen, sondern vielleicht Wismar oder auch umgekehrt. Prägnantes Merkmal für Rostock war aber schon immer die zentralgelegene Marienkirche, die gern in den Stadtansichten hervorgehoben wird.

Der Vergleich von alten grafischen Darstellungen, Gemälden und Fotografien verdeutlicht den Wandel unserer Hansestadt. Ein Wandel, der sich auch in unserer Gegenwart fortsetzt und für Diskussionsstoff sorgt, wie sich jüngst bei den Planungen zur Umgestaltung des Platzes am Kröpeliner Tors offenbarte und auch zum Abschluss des Stadtrundgangs noch einmal thematisiert wurde.

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